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Von SYBILLE FRERES, Prädikantin (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Prädikantin Sybille Freres

Predigttext     Epheserbrief 4, 22-32
Ihr sollt euer altes Leben wie alte Kleider ablegen. Folgt nicht mehr euren Leidenschaften, die euch in die Irre führen und euch zerstören. Lasst euch in eurem Denken verändern und euch innerlich ganz neu ausrichten. Zieht das neue Leben an, wie ihr neue Kleider anzieht. Ihr seid nun zu neuen Menschen geworden, die Gott selbst nach seinem Bild geschaffen hat. Jeder soll erkennen, dass ihr jetzt zu Gott gehört und so lebt, wie es ihm gefällt. Belügt einander also nicht länger, sondern sagt die Wahrheit. Wir sind doch als Christen die Glieder eines Leibes, der Gemeinde von Jesus. Wenn ihr zornig seid, dann ladet nicht Schuld auf euch, indem ihr unversöhnlich bleibt. Lasst die Sonne nicht untergehen, ohne dass ihr einander vergeben habt. Gebt dem Teufel keine Gelegenheit, Unfrieden zu stiften. Wer bisher von Diebstahl lebte, der soll sich jetzt eine ehrliche Arbeit suchen, damit er auch noch Notleidenden helfen kann. Redet nicht schlecht voneinander, sondern habt ein gutes Wort für jeden, der es braucht. Was ihr sagt, soll hilfreich und ermutigend sein, eine Wohltat für alle. Tut nichts, was den Heiligen Geist traurig macht. Als Gott ihn euch schenkte, hat er euch sein Siegel aufgedrückt. Er ist doch euer Bürge dafür, dass der Tag der Erlösung kommt.  Mit Bitterkeit, Wutausbrüchen und Zorn sollt ihr nichts mehr zu tun haben. Schreit einander nicht an, redet nicht schlecht über andere und vermeidet jede Feindseligkeit. Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat.
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

die Situation, sich neue Sachen zum Anziehen zu kaufen, trifft jeden von uns mehr oder weniger häufig– die einen gehen die Aufgabe voller Begeisterung und zeitlicher Hingabe an, die anderen eher missmutig und so kurz wie möglich. Aber wenn man die Klamotten erst einmal hat, zieht auch der größte Einkaufsmuffel gerne neue Sachen an. Denn mit der alten Kleidung ist es ja nun mal so: Da gehen Flecken nicht mehr raus, in der Hose ist ein Riss an höchst unpassender Stelle, vieles passt nicht mehr so richtig oder ist eigentlich schon lange unmodern. Und die neuen Klamotten – die sind makellos rein, sitzen top, entsprechen genau unserem Typ.

Und da redet Paulus in unserem Predigttext davon, dass unser neues Leben, das Leben in Jesu Spur und an seiner Seite, mit so einem Umkleidevorgang beginnt – altes ausziehen, neues anziehen. Und der Spiegel an der Wand gibt uns eine freundliche Rückmeldung. Geht das so? So einfach? So schnell werden wir zu sogenannten „guten Christen“?

Wie wir, die wir uns darum bemühen, wissen: natürlich nicht. Und auch Paulus ist nicht so naiv, dass zu behaupten.  Nein, er weist uns darauf hin, dass da so einige Fallstricke bei diesem An- und Ausziehen gibt.

Zuerst einmal gilt: GOTT hat uns, so sagt Paulus, zu neuen Menschen gemacht – durch den Heiligen Geist, den wir in der Taufe empfangen haben. Aber dann sind WIR gefragt: das neue Leben, das daraus resultieren soll – das ist unsere Sache – dieses neue Leben, das müssen wir leben, das alte Leben, das müssen wir ablegen. Das ist unsere Aufgabe, die an uns gestellt ist, dieses Aus- und Anziehen – das erledigt Gott nicht mit einem Fingerschnipsen, er ist nicht der große Strippenzieher, der Marionettenspieler – wir können, wir dürfen selber entscheiden, was wir mit dem Geschenk des neuen Menschen, des neuen Lebens, machen. Wir können die Aufgabe annehmen – oder können dem Teufel den Raum und die Zeit lassen, den neuen Menschen in uns zu ersticken.

Wenn Sie noch den Moment wissen, an dem Sie sich für Christus, für die Annahme dieses neuen Lebens entschieden haben oder den Moment, als Ihnen das im Nachhinein bewusst wurde – dann war das ein wunderbarer Moment, in dem wir die Vergebung unserer Schuld empfunden haben, in dem wir uns blitzblankgewaschen fühlten.  Doch der wunderbare Moment verblasst. Das sogenannte normale Leben nimmt seinen Platz ein. Und dann müssen wir uns dem stellen, was Paulus weiter sagt:

Dieser Akt des Ab- und Anlegens unserer neuen geistlichen Kleidung, der erfordert Arbeit, Zeit und Ausdauer. Mit der schnellen Umkleidenummer, nur schnell die oberste Schicht zu wechseln, die, die man sieht, ist es nicht getan. So wie es nicht hilft, über die verschwitzte Unterwäsche ein frisches Hemd zu ziehen – das beginnt unweigerlich auch nach einiger Zeit zu müffeln. Also: Außen hui, innen pfui. Es geht nicht um das äußerlich Sichtbare. Taufe, Konfirmation oder Ordination, regelmäßiger Gottesdienstbesuch, Mitarbeit in der Gemeinde – sie ändern mich nicht, wenn sie nur das äußere Mäntelchen sind nur, wenn sie in die aktive Nachfolge führen. Und das, wie gesagt, ist Arbeit, Arbeit an uns selber. Da Gott den Kleiderschrank unseres Verhaltens und unserer Gedanken nicht für uns auf- und ausräumt, müssen wir jedes Teil in die Hand nehmen – müssen uns fragen und immer wieder fragen: stimmt mein Verhalten, mein Reden, mein Denken mit Gottes Willen für mich überein? Was würde Jesus an dieser Stelle tun oder sagen?

Und alte Reaktionsweisen, die kleinen und größeren Lügen, die Streitlust, das sich Durchlavieren, das Rechtbehalten-Wollen, die Unversöhnlichkeit usw ablegen – in den großen Sack der Altkleider stopfen, die nur noch für den Reißwolf gut sind. Manche werden wir sofort als „nur noch gut für den Müll“ erkennen, bei anderen müssen wir genauer hinschauen. Aber wir können sicher sein: wir brauchen diese Arbeit nicht ohne Anleitung zu erledigen – der Heilige Geist ist als Berater immer dabei – wenn wir ihn lassen ...

Aber diese Arbeit muss konsequent getan werden – je tiefer wir in die Tiefen unserer Verhaltenskleiderkammer vordringen, umso mehr entdecken wir da Liebgewonnenes, von dem wir uns nicht trennen wollen. Wie oft haben Sie beim Raussuchen der Kleidungsstücke für die Kleidersammlung schon eine Bluse, einen Pullover in der Hand gehabt, der eindeutig zu eng war, etwas ausgefranst am Kragen- aber doch Ihr Lieblingsstück? – Es ist so lange und so gerne getragen, dass wir uns nicht trennen wollen, wir legen es wieder in den Schrank zurück. Genauso sind da Bereiche unseres Lebens, da wollen wir Gott nicht ranlassen das wollen wir nicht ablegen, daran halten wir fest. Da sehen wir nicht die Schönheit des möglichen Neuen, sondern nur den Verlust des Glanzes, den das Alte in unseren leicht getrübten Augen hat. Egal, ob es um Geld oder den Umgang mit Ressourcen geht, um die Neigung zum Lästern oder die Art des Fernsehkonsums oder was auch immer wir werden, wenn wir ehrlich zu uns sind, auf diese Fächer stoßen, an denen steht:  das gebe ich nicht her. Darin hat Gott nichts zu suchen. Und im Vorbereiten dieser Predigt bin ich auch wieder auf meine Fächer gestoßen mit der Aufschrift: Das will ich behalten! Aber wir sind aufgefordert, auch hier Auszumisten, Gottes Licht in diese Schrankecke leuchten zu lassen und sie in seinem Licht zu prüfen. Vielleicht kann uns dieser Satz aus dem Predigttext dabei helfen: „Tut nichts, was den Heiligen Geist traurig macht.“ Vielleicht ist genau das das passende Maß, mit dem wir messen können? Der Spiegel, der uns nicht belügt?

Und ein letztes: auch wenn wir alles das, was wir jetzt bedacht haben, immer und immer wieder tun, uns immer wieder daran erinnern, immer wieder altes durch neues ersetzen, wird eines doch ebenso immer wieder geschehen:

So wie wir unvermeidlich Tomatensauce auf frische weiße T-Shirts kleckern, so werden wir die neue, saubere Kleidung unseres neuen Lebens beschmutzen: mit spontanen Lügen, weil wir uns nicht blamieren wollen, mit bösen Worten, die wir nicht zurücknehmen wollen. Es wird immer wieder Augenblicke geben, in denen der Satz: „Seid vielmehr freundlich und barmherzig und vergebt einander, so wie Gott euch durch Jesus Christus vergeben hat“ sich nicht in unserem Leben wiederfindet.  Wir werden den Fleck sehen, er wird uns wehtun, aber wir können ihn nicht herausbekommen. Aber da gibt es diesen Satz aus dem Buch des Propheten Jesaja: „Wenn eure Sünde auch blutrot ist, soll sie doch schneeweiß werden, spricht der Herr.“

Das, eben das, tut Jesus, auch mit unseren Flecken auf der Kleidung des Neuen Lebens.

Daran kann ich mich festhalten.

Und der Friede Gottes, der höher ist als als unser Begreifen, bewahre unsere Herzen in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen.

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Gruß

Ihre/eure  Sybille Freres

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