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Von SYBILLE FRERES, Prädikantin (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Prädikantin Sybille Freres

Predigttext     Epheser 5, 1-2, 8-10
1 Nehmt euch daher Gott selbst zum Vorbild; ihr seid doch seine geliebten Kinder! 2 Konkret heißt das: Alles, was ihr tut, soll von der Liebe bestimmt sein. Denn auch Christus hat uns seine Liebe erwiesen und hat sein Leben für uns hingegeben wie eine Opfergabe, deren Duft vom Altar zu Gott aufsteigt und an der er Freude hat.  8 Früher gehörtet ihr selbst zur Finsternis, doch jetzt gehört ihr zum Licht, weil ihr mit dem Herrn verbunden seid. Verhaltet euch so, wie Menschen des Lichts sich verhalten. 9 Ihr wisst doch: Die Frucht, die vom Licht hervorgebracht wird, besteht in allem, was gut, gerecht und wahr ist. 10 Deshalb überlegt bei dem, was ihr tut, ob es dem Herrn gefällt.
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

wenn wir ein Kind fragen würden, was es mit dem Wort „Dunkelheit“ verbindet, würde es vielleicht antworten „Abend“ oder „Schlafengehen“. Vielleicht käme aber auch „Angst“ oder „Monster unterm Bett“.  Und auch wenn wir Großen nicht mehr die Monster unterm Bett oder im Schrank fürchten, würden wir bei einer solchen Frage wohl auch vielfach negative Assoziationen finden. Die Angst im Dunklen ist wohl so eine Ur-Angst – vor dem, was ich nicht sehe, was ich nicht beherrschen kann.  Wir übertragen sie weg von den imaginären Monstern auf Menschen oder wilde Tiere, die uns Übles wollen könnten. Fantasyfilme und Krimis spielen mit dieser Angst, dass da das Böse im Finstern lauert. Manchmal ist das ja auch – wie bei allen Ängsten - berechtigt – einen Park, der von Drogenkonsumenten bevorzugt wird, sollte man als vernünftiger Mensch nun mal im Dunklen meiden. Aber das Knacken eines Astes im dunklen Wald führen wir doch spontan selten auf ein verspätetes Reh, sondern eher auf etwas Unheimliches zurück - also nichts wie raus mit der Taschenlampe! Dunkelheit und Finsternis = schlecht und gefährlich. Die Ausdrücke „finstere Gestalten“ oder „finstere Machenschaften“ sind Synonyme für verbrecherische Tätigkeiten - selbst wenn sie im Tageslicht geschehen.

Im biblischen Sprachgebrauch ist das nicht viel anders – hier stehen die Worte „Dunkelheit“ oder „Finsternis“ für die Macht des Bösen, für das, was uns von Gott trennt oder von ihm wegführen will.

Früher – so sagt Paulus in unserem Predigttext – gehörtet ihr auch! zur Finsternis – aber jetzt nicht mehr! Jetzt gehört ihr durch Christus zum Licht! Egal welche Übersetzung dieser Bibelstelle Sie sich ansehen: Da steht diese steile Aussage!  Keine bedrohliche Dunkelheit mehr, kein Böses, das mich festhalten will, sondern Licht. Alles hat sich verändert, weil Christus sich statt unserer hat bestrafen und töten lassen – damals auf Golgatha. Die plötzliche Dunkelheit am frühen Nachmittag, als er stirbt – diese Dunkelheit der Gottverlassenheit – der Teufel wird triumphierend gelacht haben. Aber die Auferstehung, die Auferweckung Christi wird ihm das Lachen erstickt haben. Das Licht des Ostermorgens besiegt die Dunkelheit, das Leben den Tod, das Opfer Christi löscht unsere Sündenschuld aus. Auch wenn der endgültige Sieg über Tod und Teufel erst am Ende der Zeiten kommen wird- dann, wenn im himmlischen Jerusalem Gott selber das Licht sein wird, wie Johannes es in der Offenbarung beschreibt – gilt seitdem auch schon in dieser Welt:   Ihr seid - du bist - ein Kind des Lichts!

Wow! Das ist doch toll, das ist etwas ganz besonders! Aber sag ich mir das jeden Morgen, wenn ich aufwache, wenn ich in den Spiegel sehe: Hey, freu dich, du bist ein Kind des Lichts???  Gehe ich täglich an meine Bibellese mit dem Gedanken: du, du bist ein Kind des Lichts? Also - ich nicht…Sie?

Aber warum tun wir das denn nicht immer – oder nur selten- oder nie?

Glauben wir diese Aussage etwa nicht?

Ich denke: doch, das tun wir. Wir wissen, dass Jesus das Licht der Welt ist – das ist ja eines seiner berühmten Ich-bin- Worte. Und Johannes schreibt in einem seiner Briefe „Gott ist Licht, und in ihm ist keine Finsternis.“ Und dass wir Gottes Kinder sind, das hat Jesus an unzähligen Stellen gesagt. Also auch Kinder des Lichts – wie bei Paulus.

Wir wissen es – und glauben es – aber warum dann keine morgendlichen Freudenausbrüche?

Trauen wir uns vielleicht nicht, dieses Geschenk in Anspruch zu nehmen, fühlen uns zu klein, zu unwichtig - unwürdig, wie es früher oft im Kirchenjargon formuliert wurde?

Aber wir dürfen es annehmen, wir sind Gott wichtig! Christus hat uns durch seinen Tod am Kreuz würdig gemacht! Gottes Kinder sind groß, nicht klein, sind Söhne und Töchter des großen Königs, damit Prinzen und Prinzessinnen – Millionen davon… und wir sind dabei! Wenn Christus uns würdig erachtet, seine Brüder und Schwestern zu sein, wenn Gott uns für so wertvoll hält, sich selber für uns zu opfern – wie können wir uns erdreisten, seine Beurteilung in Frage zu stellen?

Oder geht es uns wie in dem Gleichnis vom Sämann und dem vierfachen Acker, von dem wir vor vier Wochen gehört haben- überwachsen und überwuchern die Sorgen und Anforderungen des Alltags wie Unkraut Gottes Zusage in unserem Herzen? Überfluten die Nachrichten unserer Welt unseren Kopf und unser Herz so sehr, dass die Botschaft vom Licht-Sein beinahe weggespült wird - von diesen tosenden Fluten der Ungewissheit, der Angst, des Wissens um die Zerbrechlichkeit von vielem, was uns sicher schien?

Aber wir dürfen wissen: wir haben unser Haus auf festen Grund gebaut, das Fundament, das uns trägt, ist in Christus sicherer Grund – egal wie hoch die Flut steigt.

Unser Sonntag heute heißt: Okuli – Augen. Machen wir doch die Augen auf für das, was gilt: wir sind Kinder des Lichts! Nehmen wir es in Anspruch!  Hey, freut euch!

Und das ohne Vorbehalte, ohne Wenn und Aber – denn da ist kein versteckter Haken, kein Kleingedrucktes – es folgt kein: aber nur, wenn – nein, unser „Kinder des Licht-Seins“ ist an keine Vorleistung unsererseits gekoppelt – die Vorleistung hat Jesus am Kreuz erbracht. Sein Tun kam zuerst – Paulus formuliert es in seinem Brief an die Gemeinde in Rom so: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“  Erst danach, nach diesem Geschenk, müssen wir etwas tun:  das Geschenk annehmen.

Ist uns das Unglaubliche dieser Tatsache eigentlich immer bewusst? Wenn, ja wenn ich darüber nachdenke, gerate ich immer wieder ins Staunen darüber, ja ins fast ungläubige Staunen, wenn man dieses Wort in diesem Zusammenhang benutzen darf – dass ich das geschenkt bekomme – und tue nichts dafür außer glauben…

Jede Menge Grund also zur Freude und zum Staunen…

Und es geht in unserem Text noch erstaunlich und frohmachend weiter: Denn jetzt folgen keine Vorhaltungen, keine Aufzählung alles dessen, was wir falsch machen, wo wir nicht so leben. Paulus sagt nur:  Nun lebt auch wie Menschen, die zum Licht gehören! Das, was viele Menschen so mit Paulus verbinden – ein Wettern und Anklagen, ein Finger in die Wunde legen und Missstände deutlich ansprechen – nichts davon!  Nichts von den Vorhaltungen, die uns auch oft von kirchlich Berufenen gesagt werden, steht hier. Verstehen Sie mich nicht falsch: sündhaftes Verhalten bleibt sündhaftes Verhalten und muss klar benannt und nicht verharmlost werden – weder von der Kanzel noch im Umgang von christlichen Geschwistern untereinander. Denn sonst machen wir uns schuldig, Menschen nicht auf ihren Weg weg von Christus aufmerksam gemacht zu haben. Aber dabei soll es nicht ums Verurteilen, sondern ums Erkennen gehen, ums Beleuchten, um das Anzünden einer Taschenlampe, in deren Licht jeder einzelne sein Tun und Verhalten ansehen und beurteilen kann. Es geht ums Augen aufmachen. Genau das macht Paulus hier:  Lebt als Kinder des Lichts!  Den Rest können und sollen wir uns selber denken. Wo wir es nämlich nicht tun. Diesen Blick auf sich kann und soll jeder im Stillen selber werfen. Und dann: Lebt im Licht! Die Folgen wird man sehen: „Die Frucht, die vom Licht hervorgebracht wird, besteht in allem, was gut, gerecht und wahr ist“, so Paulus. Paulus öffnet hier so etwas wie einen Blick auf eine Wiese, in der sich die Blumenzwiebeln noch versteckt halten - aber wenn Sonne, also Licht und Wärme dazukommen, dann sehen wir plötzlich ein Meer aus Krokussen, Traubenhyazinthen und Narzissen. Ein Blumenteppich aus Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit breitet sich aus – wenn wir uns von Christi Liebe leiten und füllen lassen und sein Licht in uns und durch uns leuchtet. Es ist wie ein Versprechen, dass wir es um uns herum besser werden lassen, dass wir selber ein bisschen Licht in die Welt bringen werden. Mache dich auf und werde Licht– nicht nur im Advent, wenn wir dieses Lied gerne singen. Und Paulus vertraut darauf, dass diese Früchte, diese Folgen des Lichts kommen und wachsen werden. Da steht kein vielleicht oder später, sondern „lebt“ – und de Folgen werden sich einstellen. Paulus traut uns das zu – und Jesus auch, wenn er sagt „Ihr seid das Licht der Welt.“

Und wenn wir dennoch in manchen Situationen oder manchmal sogar grundsätzlich nicht mehr wissen, wie das geht, was Licht sein bedeutet, dann gibt Paulus eine klare Hilfestellung: „Überlegt bei dem, was ihr tut, ob es dem Herrn gefällt.“ So einfach und klar?  JA. Ein klarer Weg zum Ziel. Einschlagen und gehen müssen wir ihn selber, aber der Weg ist eindeutig markiert – mit großen Hinweistafeln und Markierungen.  Es ist wie die Aktion, die so vor 10-15 Jahren auch in unserer Gemeinde verbreitet war – Jugendliche und auch viele Erwachsene stellten ihr Verhalten unter das Leitwort „What would Jesus do“ – was würde Jesus tun?  Mancher Außenstehende hat das für eine Überforderung gehalten – und mancher sogar für die Anmaßung, so wie Jesus handeln zu können. Aber darum ging es nicht.  Es ging damals und geht heute um die Frage: Ist das, was ich sage, tue und denke oder eben nicht tue und nicht sage etwas, was Gott gefällt?  Was würde Jesus in dieser Situation tun? Was würde er mir sagen, wenn er jetzt neben mir stehen würde?

Und dann können wir hingehen und versuchen, in seinem Sinne zu reden und zu handeln. Soweit, wie wir als Menschen und Kinder des Lichts es können. Wir sollen und wollen Gottes Liebe widerspiegeln, die wir in Christus kennen gelernt haben – in aller unserer Unvollkommenheit.
„Meine Augen sehen stets auf den Herrn“ – diese Worte haben wir vorhin im Psalm gesprochen. „Lebt als Kinder des Lichts“ – das ist die konkrete Ausgestaltung, die daraus folgt. Und die kann und darf Freude in uns und denen auslösen, denen wir Licht sein dürfen.

Soviel Freude und Staunen und Licht in der Passionszeit – mir tut das gut. Freuen wir uns miteinander auf die Blumenwiesen, die kommen werden – die biologischen und die geistlichen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als als unser Begreifen, bewahre unsere Herzen in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen.

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Gruß

Ihre/eure  Sybille Freres

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