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Predigt von Pfrarrer i.P. László Szilágyi Laszlo Szilagyi

Predigttext     Hiob 19,19-27
19 Meine engsten Freunde verabscheuen mich jetzt; sie, die mir am nächsten standen, lehnen mich ab! 20 Und ich? Ich bin nur noch Haut und Knochen, bin mit knapper Not dem Tod entkommen. 21 Barmherzigkeit! Habt Mitleid, meine Freunde! Gottes Hand hat mich geschlagen! 22 Warum verfolgt ihr mich, wie Gott es tut? Habt ihr mich nicht schon genug gequält? 23-24 Ach, würden doch meine Worte in einer Inschrift festgehalten, in Stein gemeißelt und mit Blei noch ausgegossen, lesbar für alle Zeiten! 25 Doch eines weiß ich: Mein Erlöser lebt; auf dieser todgeweihten Erde spricht er das letzte Wort! 26 Auch wenn meine Haut in Fetzen an mir hängt und mein Leib zerfressen ist, werde ich doch Gott sehen! 27 Ja, ihn werde ich anschauen; mit eigenen Augen werde ich ihn sehen, aber nicht als Fremden. Danach sehne ich mich von ganzem Herzen! (Hoffnung für Alle)
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,

Der vorgelesene Abschnitt ist aus einer von vielen bekannten Geschichte. Er ist ein Zeugnis über die Untrennbarkeit des menschlichen Körpers vom Leid. Nun, da wir jetzt, in der Passionszeit dem großen Opfer-Tag Jesu immer näherkommen, ist für uns das was in Johannes 1-14 geschrieben steht wichtig:

„Das Wort wurde Mensch und lebte unter uns. Wir selbst haben seine göttliche Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, wie sie Gott nur seinem einzigen Sohn gibt. In ihm sind Gottes Gnade und Wahrheit zu uns gekommen.“

Was wir allezeit zu erleiden haben, hat uns vorgemacht Jesus. Er hat mit uns und für uns als Mensch gelitten, er weiß was es bedeutet vernachlässigt, einsam zu sein.

Nichtsdestotrotz ist die Geschichte Hiobs eine sehr ausdrucksstarke Erzählung dessen, was es bedeutet, wenn es dem Bösen “erlaubt ist“ uns Menschen auf die Probe zu stellen. Zurecht geht es Hiob in dieser Zeit sehr schlecht, auch wenn er - anfangs - nicht wusste, dass sein Gott vieles erlaubt hat, aber sein Leben dem Satan nicht überlassen hat.  

Normal ist es auch, dass man in solchen erprobten Zeiten sich Menschen wünscht, Verwandte, Gemeindeglieder, gar Freunde, die emphatisch mit seinem Elend umgehen und ihm diese zu überstehen helfen.

Diese Vergnügung hatte aber Hiob nicht. Seine sogenannten Freunde besuchen ihm zwar, aber das was sie leisten ist keine Hilfe für Hiob.

Lasst uns zunächst ein bisschen beobachten, was durch Hiobs Kopf gegangen worden mag:

  1. Zwei Kinder spielten auf dem zugefrorenen See. Sie liefen Schlittschuh. Plötzlich brachte das Eis, und das eine Kindern fiel ins Wasser, er verschwand von dem Auge des Anderen. Der auf dem Eis stehende Junge Überlegung zog seine Schuhe nach paar Sekunden aus, und schlitzte das Eis. Somit konnte er seinen Freund aus dem Wasser ziehen und sein Leben retten.

    Wieso hatte er das gemacht, woher hatte er so viel Geistesgegenwart sich in Gefahr zu bringen um seinen Freund zu retten? – stellten sich die Frage die zwischendurch angekommenen Rettungskräfte unter sich.

    Weil keine Erwachsene neben dem Kind standen die ihm gesagt hätten: „Du bist ungeeignet für solch eine Aktion“; „Du bist dafür nicht ausgebildet“; „Es ist unverantwortlich“; „Du hast kein Mandat dafür“ usw. Er handelte nach seinem besten Willen getrieben von seinem „Lebens-Instinkt“. Er wollte nur das Leben seines Freundes retten. Das machte ihn mutig. (die Geschichte wird Albert Einstein zugeschrieben.)

    Die Freunde Hiobs bringen keine Erleichterung in seinem Leid: der eine versucht Hiobs Leiden mit theologischen zu erklären: „Du hast bestimmt gesündigt, deswegen musst du Gottes Strafe tragen!“; Der zweite beruft sich auf die menschlich-religiöse Logik: „Bete doch Gott an, sprich mit ihm, er wird dich sicherlich erhören.“; Der dritte deutet auf Gottes Souveränität: „Beschäftige dich nicht damit, was dahintersteht, Gott hat souveränes Recht, dich auf die Probe zu stellen.“

    Was hätte es dem Jungen im Wasser geholfen, wenn sein Freund vom Ufer mit ähnlichen Argumenten ihm „betreuen“ wollte: „Du hast gesündigt, deswegen bist du ins Wasser gefallen…Bete doch Gott an, er wird dich bestimmt aus dem Wasser ziehen…Denk daran, dass Gott das Recht hat dich ins Wasser fallen zu lassen…“

    Die Verse 19-22 sprechen von einem ermüdeten, leidenden Menschen: er sehnt sich nach Mitleid. Die Rede „reißt dich zusammen“ ist gerade das, was er nicht kann.

    Was hier die Freunde Hiobs machen ist der „Bankrott der Seelsorge“. Statt dem Leidenden zu helfen, wird der noch tiefer in seine Not gedrückt.
     
  2. Was löst in Hiob sein immer tiefer werdendes Elend aus?

    Wenn im Sommer die Wassertemperaturen auf 26 und 27 Grad steigen - natürlich nicht bei uns, sondern in den Gegenden des Karibischen Meeres- hören die Bewohner der Karibischen Inseln und Mexikos genau hin, sobald im Radio von verdächtigen Aufnahmen der Wettersatelliten die Rede ist: Es geht um die Beobachtung jener kleinen Wellen, die in der Passastströmung von Ost nach West wandern. Sobald da Störungen auftreten, kann sich ein Hurrikan bilden, der alles niedermacht, was sich ihm in den Weg stellt: Der Sturm entwurzelt Bäume, bricht Brücken, zerstört Häuser - eine kilometerbreite Bahn der Verwüstung. Die Menschen und die Tiere der Inseln bekommen Angst. Diese Angst hilft ihnen, Schutz zu suchen, das Meer zu meiden!

    Doch etwas höchst Sonderbares findet sich im Innern des Wirbelsturms: Stille! Um die zweihundert Kilometer beträgt der Durchmesser eines Hurrikans - sein »Auge«, also dieser stille Raum in seinem Kern, hat einen Durchmesser von ca. 20 Kilometern. Hier gibt es kaum Niederschlag, kaum Wind, kaum Wolken; nur an den Rändern des »Auges« erhebt sich eine gewaltige Wolkenwand, die sich mit einer Windgeschwindigkeit von bis zu 320 Stundenkilometern fortbewegt und um dieses Auge dreht.

    An dieses »Auge« mitten im Sturm denken manche Menschen, wenn sie Angst haben. Dann flüchten sie in die Nähe Gottes. Sie beten. Sie denken mitten in einem Sturm (einem Wettersturm oder auch einem übertragenen Sturm in ihrem Leben, Ereignisse, die ihnen Angst machen) an Jesus. An sein Leiden für uns. An sein Versprechen: »Ich bin bei euch alle Tage ...« Und da werden sie ruhig. Das macht die Nähe Gottes. Dahin flüchten sie, wenn sie Angst haben. Wenn sie Ungerechtigkeit erleben. Das Herz Gottes, seine Liebe werden ihnen zur Mitte der Welt - hier finden sie Geborgenheit, Ruhe, Schutz vor der Angst.

    Ich habe mich einmal mit einer jungen Frau unterhalten, die mich folgendes erzählte: ihr Vater, wenn er sich aufregt, kann zehn Minuten lang so lästern und fluchen ohne sich zu wiederholen. Ist eine Eigenschaft, worauf ich nicht sehr stolz wäre. In der Not Minuten lang zu fluchen, ohne mich zu wiederholen.

    Was Hiob laut Vers 23-24 macht, ist seine Zuwendung an Gott. Er wünscht sich seinen Kampf letzten Endes als ein Sieger zu verewigen, ein Sieg zu dem ihn Gott verholfen hat.

    Und siehe da: sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Den das Buch Hiobs hat seine Sieges-Hilfslosigkeit verewigt.

    Im Neuen Testament ist Hiobs Kampf auch erwähnt:

    „Siehe, wir preisen die glückselig, welche ausgeharrt haben. Von dem Ausharren Hiobs habt ihr gehört, und das Ende des Herrn habt ihr gesehen, dass der Herr voll innigen Mitgefühls und barmherzig ist.“ (Jak 5,11)

    Was löst die Zeit der Erprobung in dir aus? Wörter, die sich lohnen in Stein gemeißelt zu werden?
     
  3. Leider gibt es keine Fußnotizen darüber wie Hiob von seiner Verzweiflung zu einem das berühmteste Zeugnis der Bibel wird. Was hat er verstanden?

    Jonas ist ein richtiger Zug-fan. Er lässt kaum eine Gelegenheit aus, mit der Bahn zu fahren. Allerdings, wird ihm immer ein bisschen unheimlich, wenn der Zug in einen Tunnel einfährt. Er hat Angst im Dunkeln. Zum Glück geht im Wagon dann automatisch das Licht an.

    Heute darf Jonas seinen Vater begleiten. Sie fahren auf seiner Lieblingsstrecke. Die hat nur einen Tunnel, aber sehr zum Leidwesen von Jonas ist es ein langer Tunnel. Als der Zug gerade in den Tunnel einfährt, geht nicht, wie sonst immer, das Licht an. Es wird stockdunkel um Jonas. Nichts kann er mehr sehen. Jonas Herz rutscht in seine Hosentasche. Er bekommt ganz feuchte Hände. Er hat so furchtbare Angst im Dunkeln. Wo ist sein Vater? Ist er noch da? Was ist, wenn ihnen jetzt etwas Schreckliches zustößt?

    »Papa, bist du noch da? Ich kann gar nichts mehr sehen!«, keucht Jonas hilflos. Aber sein Vater sitzt direkt neben ihm. Er nimmt behutsam Jonas' Hand. »Keine Angst, Jonas. Ich bin ganz nahe bei dir. Du brauchst dich nicht zu fürchten.« Als Jonas Papas Hand spürt, wird er wieder ruhiger. Seine Angst ist fast wie weggeblasen. An der Hand des Vaters fühlt er sich geborgen. Er braucht sich nicht mehr zu fürchten.

    Genau das Gleiche passiert mit Hiob, auch wenn er anfangs nicht wusste, dass der Vater mit ihm ist.

    Letzten Endes ist in Hiobs Denkweise eine starke Entwicklung festzustellen Vers 25-27. Denn er fängt mit folgendem Gedanken an:

    „Seinen Zorn ließ er gegen mich lodern / und hat mich zu seinen Feinden gezählt.“ (Hiob 19:11)

    und landet später bei Schlussfolgerung:

    „Doch eines weiß ich: Mein Erlöser lebt; auf dieser todgeweihten Erde spricht er das letzte Wort!“ (Hiob 19, 25)

    Auch wenn Hiob Gott anfangs nicht gesehen, gespürt hat, ist Er stehts bei ihm. Besonders dann, wenn er Angst hat. In der Hand Gottes kann er sich auch geborgen fühlen. In der Hand Gottes brauchen wir uns auch nicht zu fürchten.

    Vers 19 benutzt ein Wort, was auch so übersetzt werden kann: „er steht am Ende auf dem Podium“.

    Ja, Hiob stellt fest: sein Leiden ist zwar menschlich unerträglich, Gott ist aber immer der Sieger.

    Wo ist der Vater“? – so viel bedeutet der Name Hiobs. Die/seine Antwort ist: der Vater ist immer in der Nähe, er ist auf dem Podium. Denn er hat, in Jesus Christus das Leiden von jedem Einzelnen, den Tod am Kreuz besiegt. Darauf freuen wir uns jetzt schon in der Passionszeit.

Heute ist wieder ein Tag, wo Jesus Sie/dich einladen möchte Ihrem/euren Glauben nicht nur „Zuschauern“ preiszugeben. Entdecken Sie/ entdecke lieber ganz persönlich der immer anwesende Herr, der seinen Sohn für uns bereitgestellt hat, damit wir (auch im Leid) leben!

Amen

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Mit brüderlichem Gruß

László

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