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Predigt von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext     Jona 1,1 - 2,2
1 Jona will vor Gott fliehen1 Eines Tages empfing Jona, Amittais Sohn, eine Botschaft vom HERRN. Gott sprach zu ihm: 2 »Geh in die große und mächtige Stadt Ninive und kündige ihren Bewohnern mein Strafgericht an! Denn ihre Bosheit schreit zum Himmel, ich kann sie nicht länger mit ansehen!« 3 Jona machte sich auf den Weg – aber in die entgegengesetzte Richtung! Er floh vor dem HERRN und kam zunächst in die Hafenstadt Jafo. Dort fand er ein Schiff, das gerade nach Tarsis segeln sollte. Er bezahlte das Geld für die Überfahrt und ging an Bord. 4 Doch als sie auf dem Meer waren, ließ der HERR einen starken Sturm aufkommen. Das Unwetter tobte so heftig, dass das Schiff auseinanderzubrechen drohte. 5 Angst packte die Seeleute, und jeder schrie zu seinem Gott um Hilfe. Sie warfen Ladung über Bord, damit das Schiff leichter wurde. Jona war unter Deck in den hintersten Raum gegangen, hatte sich hingelegt und schlief fest. 6 Da kam der Kapitän zu ihm und rief: »Was liegst du hier herum und schläfst? Los, steh auf und ruf zu deinem Gott um Hilfe! Vielleicht erbarmt er sich und lässt uns nicht umkommen!« 7 Die Seeleute sagten zueinander: »Schnell, lasst uns das Los werfen! Wir müssen herausfinden, wer an unserem Unglück schuld ist!« Das Los fiel auf Jona, 8 und so stellten sie ihn zur Rede: »Komm, sag uns, warum uns dieses Unglück getroffen hat! Was machst du hier? Aus welchem Land kommst du, und zu welchem Volk gehörst du?« 9 Jona antwortete: »Ich bin ein Hebräer und verehre den HERRN, den Gott des Himmels, der das Land und das Meer geschaffen hat.« 10 Dann verriet er ihnen, dass er vor Gott auf der Flucht war. Die Seeleute bekamen noch mehr Angst und machten Jona Vorwürfe: »Warum hast du das getan? 11 Was sollen wir jetzt mit dir machen, damit das Meer uns nicht länger bedroht?« Denn die Wellen türmten sich immer höher auf. 12 Da sagte Jona: »Werft mich ins Meer! Dann wird es sich beruhigen und euch verschonen. Ich weiß: Dieses Unwetter ist nur durch meine Schuld über euch gekommen.« 13 Die Seeleute ruderten mit aller Kraft, um doch noch an Land zu gelangen. Aber sie schafften es nicht, weil der Sturm immer heftiger tobte. 14 Da schrien sie zum HERRN: »Ach, HERR, lass uns nicht umkommen, wenn wir jetzt das Leben dieses Mannes opfern müssen! Bestrafe uns nicht wie Mörder, die unschuldiges Blut vergießen! Denn du hast es ja so gewollt.« 15 Sie nahmen Jona und warfen ihn ins Meer. Sofort legte sich der Sturm. 16 Die Männer erschraken und fürchteten sich vor dem HERRN. Sie brachten ihm ein Schlachtopfer dar und legten Gelübde ab.

1 Der HERR ließ einen großen Fisch kommen, der Jona verschlang. Drei Tage und drei Nächte war Jona im Bauch des Fisches. 2 Dort betete er zum HERRN, seinem Gott: (Hoffnung für Alle)
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

Wisst ihr welche Predigt, die je gesprochen wurde, die kürzeste ist?

»Noch vierzig Tage, dann legt Gott Ninive in Schutt und Asche!« Jona 3,4

Eine Predigt, die auch heute jeder rhetorischen Anforderung entsprechen würde. Kurz genug um die Konzentration der Zuhörer nicht zu überfordern, und die Corona Vorkehrungen wären auch nicht übertreten.

Was würdet ihr Sagen, wie würdet ihr darauf reagieren, wenn eine Predigt so lauten würde: Kehrt um, sonst wird euch der Herr bestrafen. Amen.?

Heute möchte ich der Predigt den Titel „Die Entstehungsgeschichte einer Predigt und ihre Kulissen-Geheimnisse“ geben.

Ninive war eine mesopotamische Stadt im heutigen Irak, am linken Ufer des Tigris, an der Mündung des kleinen Flusses Chosr. (Wikipedia)

Eine Weltstadt mit ca. 60 km Durchmesser. 20 km lange Alleen kreuzten die Stadt durch, die mit einem 30 m breiten Mauer umgeben war. Die von Forscher geschätzten 2 Millionen Einwohner genoßen die höchste Lebensqualität: eine Pompöse Stadt, Kulturell gut entwickelt, wirtschaftlich fortschrittlich, es war also alles vorhanden, was ein Mensch, eine Zivilisation sich so wünscht.

Die Stadt war aber nicht nur in seiner Breite groß. Auch die Gottlosigkeit war so groß, dass „ihre Bosheit zum Himmel schrie.“

Wenn Gott sich entscheiden würde, diese Stadt zu vernichten, wäre es aus seiner Perspektive berechtigt. Er entscheidet sich aber in dieser Stadt einen Menschen, einen Prediger zu schicken. Er soll sie zum Umkehr auffordern.        

1) Seinen Auftrag lesen wir in der Bibel:

1. Eines Tages empfing Jona, Amittais Sohn, eine Botschaft vom HERRN. Gott sprach zu ihm: 2.“Geh in die große und mächtige Stadt Ninive und kündige ihren Bewohnern mein Strafgericht an!“


Lass uns gedanklich hier mit Jona unterhalten, so als wären wir heute gemeint. Lasst uns sozusagen ein Jona—ich-Selbstgespräch führen:

“Wenn Gott spricht, werden die, die Ohren haben, ihm hören und verstehen. Das ist stark! Aber was ist, wenn die Leute ihn nicht verstehen?“ Was beschäftigt Sie? Was unterdrückt bei ihnen Gottes Stimme? Verstehe ich überhaupt was Gott von mir möchte?

Es sind Gedanken, die mir zumindest an Jonas Stelle durch den Kopf gehen würden. Wer weiss, wie viele Fragen Jona noch in seinem Kopf hatte? Es kommen noch einige.

Der Herr spricht zu Jona, der ihn in Bewegung setzen möchte. Der Herr ruft ihn seinen Auftrag wahrzunehmen und ihn durchzuführen. Denn Gott, der Herr hat entschieden nicht nur seinen auserwählten Volk, das Volk Israels zu retten, sonder auch die Stadt Ninive zu begnadigen, wenn sie umkehrt. „Da möchte er, dass du Jona, die Worte, Seine Worte hinbringst, und predigst, was der Herr dir sagt.“

Worte, die hart und sehr bedrohlich klingen. Wieso soll ein Mensch so eine unangenehme Aufgabe ausführen wollen?

Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, als ich von mir erzählte: Wenn meine Eltern mich mit  einer Aufgabe beauftragt haben, antwortete ich sofort mit zwei Gegenfragen: “Meint ihr mich?  Muss ich das jetzt machen?“. Dahinter stand immer, dass ich nur sehr ungern aus meinem Spiel herausgerissen werden wollte, ausserdem hatte ich noch so viele Geschwister die den Auftrag hätten bestimmt viel besser erledigen können... Warum sollte ich meine angenehme und von Spass erfüllte Beschäftigung aufgeben?

Wie es aus seiner Reaktion später hervorgeht, hat sich Jona ähnlich gefühlt. “Ich Herr, und gerade jetzt? Und gerade nach Ninive? Warum gerade ich?” Der Unterschied war, dass sein Auftrag nicht nur eine kindliche Aufgabe war, sondern ein Auftrag vom Herrn zur Rettung vieler.

Jona wurde aufgerufen so zu sein, wie der Herr ihn in dieser Situation sehen möchte: gehorsam. Heute ist übrigens Gottes Auftrag kein anderer: sei Gehorsam!  Sei ihm, dem lebendigen Herrn gehorsam.

Es ist hier kein politisch-ideologisches Gehorsam gemeint (wie das Leben im Römischen Reich unter einem Kaiser, der sich vergöttlicht hatte, oder in der neuzeitlichen Geschichte wie im Kommunismus, oder im Nationalsozialismus, oder in den aktuellen politischen Diktaturen wie z.B. In Nordkorea). Ich ermutige uns, uns von diesen schlechten Beispielen für einen Moment zu befreien.

Hier, heute reden wir vom Glaubensgehorsam. Es geht hier darum, dass wir Gott, dem Allmächtigen vertrauen dürfen, wenn er einen Plan für und mit uns hat. Er baut das Leben mit uns und durch uns. Dazu gibt er alles was wir brauchen: Schutz, Kraft, Mut. Deshalb dürfen wir auf ihn hören, ihm gehorsam sein, uns auf ihn verlassen.   

„...kündige ihren Bewohnern mein Strafgericht an!“ steht es im Jona 1,2b. In einer anderen Übersetzung steht „schreie meine Worte diesem Volk aus Ninive hinein!“ „Also, Jona, lass dich nicht übertönen. Dort, in Ninive sind zwar tatsächlich 2 Millionen Menschen, und sie sind böse, aber du sollst ihnen genau das sagen, was ich dir sage.“ Diese Worte beinhalten doch so Vieles:

„Sprich den Menschen von mir, von Gott, denn ich schenke allen die zu mir umkehren Gnade. Habe  bitte keine Angst, wenn du etwas anderes sagst, als das was sie bereits zu hören gewohnt sind.“

„Sei durch dein von mir erfülltes Wesen, mein Schrei: zeige der Welt, dass das Leben auch anders sein kann; zeige ihnen, wie sie von mir geleitet mit ihren Mitmenschen, mit ihren Ehepartnern, ihren Kindern, Freunden und Mitarbeitern respekt- und liebevoll umgehen kann.“

„Lass die Anwesenheit Gottes, die Wirkung des Geistes in deinem Leben sichtbar widerspiegeln.“

Komisch: ab und zu habe ich den Eindruck, dass dieser Jona in meinem Büro sitzt. Ab und zu merke ich: ich bin dieser gemütliche Jona, der ungern den Auftrag Gottes annehmen möchte.

2) Die Reaktion von Jona

Jona war feige. Er erschreckte sich. „Was bringt es mir? Ich werde im besten Fall ausgelacht, verspottet, sie würden mir sowieso nicht zuhören, und schlimmstenfalls kann ich sogar getötet werden. Warum soll ich mir das antun?”

Und das kennt ihr auch liebe Freunde, wie schnell man ausgegrenzt ist, wenn man nicht so redet, wie von einem erwartet wird. Man wird schnell stigmatisiert, und meistens ganz schnell isoliert.

Nein, das will Jona nicht. “Mir wird schnell vorgeworfen, dass ich die kulturelle Ansprüche der Stadt Ninive nicht kenne, das ich asozial bin, dass ich mich nicht integrieren möchte. Was nutzt mir meine Glaube, gegen 2 Millionen Ungläubigen?”

Jona hatte wahrscheinlich ein fröhliches und ausgeglichenes Leben solange nur er mit seinem Herr unterwegs war.

„Ich bin so gerne eine Nachfolger Christi, es stören mich nur diese viele Menschen, denen ich von Jesus erzählen soll“ - sagte einmal jemand selbstkritisch.

Hättest du Energie, Mut und Lust in einem Boot gegen den Wind auf dem Ozean zu paddeln? Oder bist du schon mal mit dem Fahrrad gegen den Wind geradelt? Ist das unangenehm!

Und tatsächlich, das wäre eine unmögliche Aktion für Jona gewesen, wenn der Auftraggeber nicht der allmächtige Herr selbst gewesen wäre.

Letzten Endes flieht Jona vor der Aufgabe. Er sitzt auf einem Schiff Richtung Tarsis. Dort sitzt er wie ein guter Christ, würden wir heute sagen. Er betet nämlich. Jona könnte man mit einem sogenannten guten Mensch vergleichen der nicht klaut, bei der Steuererklärung nicht trügt, seine Steuer zahlt, nicht schwarz arbeitet, nicht flucht, sogar in die Kirche geht, und gerne eine Spende für sozial - diakonische Zwecke gegen einer Spendenbescheinigung geben würde. Ein Guter Mensch, also.

Es mangelt bei ihm nur an einer Stelle etwas: er horcht dem Herrn nicht, er geht dem Auftrag Gottes in der Tat nicht nach.

Jona hat sogar seine Fahrkarte vorbildlich integral bezahlt. Viel Geld hat er dafür ausgegeben. Er fuhr wie alle andere Mitfahrende regulär mit. Nur der Herr sieht, dass diese Reise doch inkorrekt ist, denn Jona fährt genau in die Entgegengesetzte Richtung.
 
Ob wir es immer merken, wenn wir eine andere Richtung fahren, als die des Herrn?

Jona kann so gut schlafen. Er merkt es gar nicht, dass das Schiff und die Mitfahrende seinetwegen in Schwierigkeiten geraten sind, und der Sturm mit dem Niedergang droht.

Ist es nicht merkwürdig, dass das Verhaltensmuster Adams nach dem Sündenfall bei Jona wiederzukennen ist? Der Mensch der seinem Herr nicht horcht versteckt sich. So steht in 1 Mose 3,10: „Darum habe ich mich versteckt.“

Jona der Flüchtende, der Sich-versteckende - das ist das Ergebnis seines Ungehorsams.
 
Als Jona dem Ufer entlang ging, stieg er ins Schiff hinunter und ging er in den „hintersten Raum“.

Ich meine das kann sogar eine gewisse Symbolik in sich haben: der von Gott entfernte Mensch geht / sinkt immer tiefer. Er wird für Gottes Wort immer weniger empfänglich, er spürt nicht mal das Todesgefahr was sein Verhalten seiner Mitmenschen verursacht.
 
3) Die nicht mitgerechnete Kosten und Wirkungen des Ungehorsams

Langsam wird es deutlich, wie teuer Jonas Reise ist, was die Kosten seines Ungehorsams sind. Er hat nämlich mit seinem Geld auch seine Seele für diese Reise verkauft. Und nun, steht es fest: wer vor Gott flüchtet, bezahlt einen hohen Preis.

Heute ist bereits medizinisch erwiesen, dass geistliche Unausgeglichenheit Folgen hat: Unruhe, psychosomatische Krankheiten, sich nicht heilende geistliche Wunden, unvergessene -schlechte Erinnerungen, usw.

In dem vorgelesenen Text steht zweimal: „floh vor dem HERRN“, später „war vor Gott auf der Flucht“ - Jona verfolgt eine falsche Vorstellung. Er denkt, wenn er Gottes Gesicht nicht sehen möchte, sieht ihn der Herr auch nicht. Er scheint tatsächlich zu glauben, es ist möglich sich vor Gott zu verstecken.

Das Unwetter, das wankende Schiff, die Angst der Menschen und das Werfen des Loses, sind deutliche Zeichen, dass Jona dem Auftrag Gottes nicht entfliehen kann. Es scheint alles zu geschehen, um Ihn aus seinem “Sündenschlaf” zu wecken.

Der flüchtende Jona steht vorm Angesicht des Herrn der ihm in all diesen Ereignissen unmissverständlich entgegen kommt.  

“Kehre um Jona! Komm zurück zu deinem Auftraggeber! Deine Predigt in Ninive muss noch gehalten werden!” - rief Gott Jona durch alle Ereignisse und Mittel zum Umkehr.

Unschuldige Menschen sind in Lebensgefahr geraten, weil Jona dem Herrn nicht horchte. Panik und Todesangst bricht auf dem Schiff aus, weil Jona den Auftrag des Herrn umgehen wollte.  

Es gab keinen Ausweg für Jona. Seine geheim gehaltener Aufstand gegen seinem Auftraggeber kommt zur Vorschein. Er wurde aus dem Schiff herausgeworfen, und landet im Magen eines großen Fisches, der ihm nach drei Tage in Ninive ausspuckte.  

Der Preis seiner Rückreise, seines Rückkehr ist sehr hoch. Ist das nicht zu hoch? Doch. Das könnte aber Jona nicht mehr begleichen. Gott hat die Rückreise für ihn organisiert.

Den Preis des Ungehorsams der Menschheit kann seitdem auch niemand begleichen. Das brauchen wir aber auch nicht. Denn die Zahlungsunfähigkeit der Wiedergutmachung der Menschen ist bei Gott bekannt. Deshalb entschied er sich Jesus für unsere Sünde opfern zu lassen:

 

1 Kor. 5,7

„Ihr seid rein, weil Jesus Christus als unser Passahlamm geopfert wurde.“

 

So ist es sowohl für Jona, wie auch für uns klar geworden: von Gott flieht man am besten zu Gott. So hilft er uns den Auftrag, den er uns gibt zu erfüllen.

Lasst uns noch mal mit dem Psalm zusammen beten:

„Höre mich, HERR, wenn ich rufe! Hab Erbarmen mit mir und antworte!“ Psalm 27,7

Amen

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Mit brüderlichem Gruß

László

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