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Von SYBILLE FRERES, Prädikantin (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Prädikantin Sybille Freres

Predigttext     Matthäus 28, 18 - 20
18 Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen und sprach: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. 19 Darum gehet hin und lehret alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes 20 und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

Ein ungewöhnlicher Predigttext, oder? Diesen Text kennen wir doch alle: er wird immer als Evangelium bei einer Taufe gelesen.  Und da die Evangelische Kirche heute den sogenannten Tauferinnerungssonntag feiert, geht es- unabhängig vom tatsächlichen Vollzug einer Taufe - um die Erinnerung daran, dass wir - wohl alle - einmal getauft worden sind.  Die meisten sicher als Babys aber manche vielleicht auch als Jugendliche oder Erwachsene.  Und im Nachdenken darüber hilft es, den eben gelesen Text einmal etwas näher anzusehen.

Warum taufen wir – seien es Kinder oder Erwachsene? Weil es so eine schöne feierliche Handlung ist?  Weil sich die Familie dabei trifft? Weil die Kirche sich so ihre Kirchensteuerzahler selber schafft?

Ganz sicher nichts von alledem- Die christlichen Kirchen taufen auf ausdrückliche Aufforderung von Jesus Christus, ihrem Herrn hin. Unser Predigttext wird daher auch als „Taufbefehl“ bezeichnet – wobei ich das Wort „Befehl“ lieber mit „Gebot“ ersetzen würde.
Christus hat die Taufe selber eingesetzt- deshalb ist sie neben dem Abendmahl das zweite Sakrament, das die Evangelische Kirche feiert.

Drei Aspekte aus Jesu Worten möchte ich mit Ihnen näher ansehen:

1.„Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“

Wir hören das bei jeder Taufe, bei den Worten Vater, Sohn und Hl Geist wird etwas Wasser über den Kopf des Täuflings gegossen.

Warum will Jesus, dass wir auf den Namen des Dreieinigen Gottes getauft werden? Er will, dass wir zu diesem Dreieinigen Gott gehören- zum Vater, zum Sohn und zum Heiligen Geist. Wenn wir auf diese Namen getauft sind, dann gehören wir zu Ihm, dann „sind wir sein“. Das ist das Band, das verbindet. Das ist der Bund, der geschlossen wird. So wie zwischen zwei Menschen ein Bund geschlossen wird - zwischen Geschäftspartnern oder zwischen Eheleuten, aber auch zwischen vormals kriegsführenden Parteien. So wie in alter Zeit ein Bund zwischen Gott und Abraham und später am Sinai zwischen Gott und dem Volk Israel geschlossen wurde- und so wie der letzte, der neue Bund zwischen Gott und den Menschen geschlossen wurde, als Jesus sich für uns alle am Kreuz geopfert hat und damit unseren Schulderlass erwirkt hat- ein Bund, dem wir mit der Taufe beitreten. Mit diesem Bund der Taufe sind wir verbunden mit dem, der uns so sehr liebt- und der uns so gut kennt. Dann trennt uns nichts mehr. Nur wir selber können uns von Ihm trennen, in dem wir willentlich, mit voller Absicht, weggehen, uns abwenden. Alles tun, was gegen Gottes Willen ist, gegen den Willen des Vaters, den Willen des Sohnes, den Willen des Heiligen Geistes. Unsere Kräfte darein legen, dem Namen, auf den wir getauft sind, zuwiderzuhandeln oder ihn gar schlecht zu machen. Nur wir können das. Gott wird es niemals tun. Er dreht sich nicht weg. Er lässt uns nicht los. Er lässt uns nicht fallen.

Die Liebe Gottes, des Vaters, der uns mit so viel mütterlichen Wesenszügen entgegenkommt, sie bleibt uns beständig zugewandt. Alles, was uns von Ihm trennte, hat Jesus ja am Kreuz auf sich genommen und für uns bezahlt – so als wenn jemand unseren Deckel in der Wirtschaft bezahlt hat. Nicht kann uns mehr trennen – oder wie Paulus es formuliert hat: Ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch unsichtbare Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch gottfeindliche Kräfte, weder Hohes noch Tiefes, noch sonst irgendetwas in der ganzen Schöpfung uns je von der Liebe Gottes trennen kann, die uns geschenkt ist in Jesus Christus, unserem Herrn.

Und unser aller Taufgeschenk, das ist der Heilige Geist. Egal, was jemand an Geschenken zur Taufe bekommt, das einzig Wichtige ist diese Gabe, das Geschenk des Trösters, des Begleiters, des Ratgebers, des Navigationsassistenten, der sich nie irrt. Wer der sagt: Bitte wenden – dann wende!
Das Wasser, das der Täufling über den Kopf gegossen bekommt, ist der symbolische Ersatz anstelle des früher üblichen kompletten Untertauchens im Wasser – da war es augenfällig, was es bedeutete: nämlich den Neubeginn - zum einen durch das symbolische Abwaschen der Sünden im Wasser, aber zugleich auch durch das Versinken im Wasser- wie beim Ertrinken - und wieder Auftauchen zu neuem Leben. Auch wenn das bei den allermeisten bei uns nicht so begreifbar stattgefunden hat – die Bedeutung des Wassers bleibt dieselbe.

Zum 2. „Lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch aufgetragen habe.“.

Lehrt sie- das kennen wir – Konfirmandenunterricht, Religionsunterricht. Sonntagspredigten. Vielleicht auch Bibelgruppe. Da wird vom Dreieinigen Gott erzählt, da lernen wir Gottes Worte, Jesu Worte kennen. Da entsteht erst Wissen, dann auch Verstehen.  Aber da muss noch etwas anderes dazukommen, sonst bleibt alles graue Theorie: es muss die praktische Anwendung folgen, das Leben im Glauben, der auch, aber nicht alleine auf Wissen und Verstehen fußt. Deshalb nicht nur „lehrt sie“, sondern: lehrt sie alles befolgen. Und das ist dann oft soviel schwerer als alles lernen und verstehen. Wenn es um das Leben an Jesu Seite, in Gottes Hand, unter der Leitung des Heiligen Geistes geht, ist es oft immer wieder ein neues Starten nach dem Umdrehen, ein von vorne anfangen, weil vorher nicht-befolgen auf unserer Agenda stand.  Lehrt sie alles zu befolgen- Da können wir in die Schule gehen bei Glaubensvorbildern wie Petrus, Johannes und Paulus. Die haben auch immer wieder ihre Umwege gemacht und das Befolgen immer wieder neu gelernt. Das Lernen und das Befolgen-Lernen, das ist ein lebenslanger Prozess, eine lebenslange Aufgabe, zu der Jesus uns an dieser Stelle auffordert. Wir sollen uns nicht auf den Lorbeeren der Taufe ausruhen, sondern immer weiter unserer Beziehung zu Ihm vertiefen.

Aber es gilt auch: wir alle  sollten uns nicht einseitig in der Rolle des Lernenden sehen. Im täglichen praktizierten Glauben im Befolgen und Befolgen im Glauben sind wir genauso Lehrende für andere – dazu braucht es weder Theologiestudium für Pfarrer oder Religionslehrer oder Zurüstung für Prödikantinnen und Prädikanten – durch unser Leben, das unsere Bemühungen um das Befolgen von Jesu Worten widerspiegelt, sind wir alle, ob wir es wollen oder sehen oder nicht, Lehrende für alle, die um unser Christsein wissen. Für unsere Kinder oder Enkel. Unsere Arbeitskollegen. Auch unsere Kämpfe und Ungewissheiten sprechen davon und können anderen weiterhelfen. Vor allem da, wo auf der anderen Seite Unwissen über Jesus besteht oder Menschen sich ein falsches Bild davon gebastelt haben, was Christsein und Getauft- sein bedeutet, sind unser Leben, unsere Handlungen und Nicht-Handlungen, unsere Reaktionen, unsere Worte einfach: Lehre. Und  wenn unser Gegenüber sich ein Weltbild von  „so reagiert eine Christin, ein Christ eben – oder eben nicht!“ gezimmert hat und vom Vertrauen auf vermeintliche „Christliche Tugenden“ einfach nur profitieren will , dann kann und muss unser bewusstes und hinterfragtes Verhalten auch einmal dem konträr entgegenstehen – denn befolgen von Christ Lehre bedeutet eben nicht, Fußabtreter und Lückenbüßer für alle anderen zu sein, sondern : Gott lieben und mich selber als Gottes geliebtes Kind annehmen und erkennen, dass in Gottes Augen meine Mitmenschen meine Geschwister sind- und seine Sicht zu meiner machen.

Und zum 3. und letzten: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Das ist mit einer der schönsten und tröstlichsten Sätze, die Jesus uns hinterlassen hat. Abschiedsworte, die nicht traurig machen, sondern uns von innen heraus erwärmen können. Es ist eigentlich die Bestätigung dessen, worüber wir bisher nachgedacht haben. Wir sind nicht allein. Wir sind nie alleine. Er ist da. In Kriegs -und in Friedenszeiten. Bei Corona und wenn alles glatt läuft.  Wenn wir alles verlieren, wenn wir den oder die Menschen verlieren, die uns so wichtig waren – und wenn wir auf Wolke 7 schweben - Er ist da. Für uns da. Auch wenn wir Ihn nicht sehen. Er ist da, wenn unser Ende kommt – und darüber hinaus. Er ist da bis und an dem Tag, an dem diese Welt zu Ende geht und Christus als Weltenherrscher wiederkommt und wir Ihn sehen werden. Ich bin bei euch. Darauf dürfen und sollen wir vertrauen.

 

Ich bin getauft! –  so schrieb es der Reformator Martin Luther zeit seines Lebens, gerade in schwierigen Situationen, auf einen Zettel, gelegentlich sogar mit Kreide auf den Tisch, an dem er arbeitete. Ich bin getauft- das gab ihm die Gewissheit, nie und nirgends ohne Gott sein zu müssen, durch nichts aus Gottes Hand gerissen zu werden.

Ich bin getauft – vielleicht schreiben Sie es sich zuhause auf einen kleinen Zettel, der Platz im Portemonnaie hat. Oder ins Handy. Ich bin getauft - ich bin Kind Gottes – Geschwisterkind Jesu.   Ich trage Seinen Geist in mir. Ich mache mich mit Ihm auf den Weg, Ihn immer besser zu verstehen. Ich bin getauft! Gott Sei Dank!

Und die Liebe Gottes, die größer ist als all unser Verstehen, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen.

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Gruß

Ihre/eure  Sybille Freres

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