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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, Bitburg (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    1. Mose 4

1Und Adam erkannte seine Frau Eva, und sie ward schwanger und gebar den Kain und sprach: Ich habe einen Mann gewonnen mithilfe des Herrn. 2Danach gebar sie Abel, seinen Bruder. Und Abel wurde ein Schäfer, Kain aber wurde ein Ackermann. 3Es begab sich aber nach etlicher Zeit, dass Kain dem Herrn Opfer brachte von den Früchten des Feldes. 4Und auch Abel brachte von den Erstlingen seiner Herde und von ihrem Fett. Und der Herr sah gnädig an Abel und sein Opfer, 5aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an.

Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. 6Da sprach der Herr zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? 7Ist’s nicht so: Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sün-de vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. 8Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

9Da sprach der Herr zu Kain: Wo ist dein Bruder Abel? Er sprach: Ich weiß nicht; soll ich meines Bruders Hüter sein? 10Er aber sprach: Was hast du getan? Die Stimme des Blutes deines Bruders schreit zu mir von der Erde. 11Und nun: Verflucht seist du auf der Erde, die ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen empfangen. 12Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf Erden.

13Kain aber sprach zu dem Herrn: Meine Schuld ist zu schwer, als dass ich sie tragen könnte. 14Siehe, du treibst mich heute vom Acker, und ich muss mich vor deinem Angesicht verbergen und muss unstet und flüchtig sein auf Erden. So wird mir’s gehen, dass mich totschlägt, wer mich findet. 15Aber der Herr sprach zu ihm: Nein, sondern wer Kain totschlägt, das soll siebenfältig gerächt werden. Und der Herr machte ein Zeichen an Kain, dass ihn niemand erschlüge, der ihn fände. 16So ging Kain hinweg von dem Angesicht des Herrn und wohnte im Lande Nod, jenseits von Eden, gegen Osten.

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Geschwister, liebe Gäste,

wie kurz kann man die Geschichte erzählen, die für unser aller Leben von Bedeutung ist? Das AT schafft das. Man stelle sich vor: Mühsame Stifte, sperriges „Schreibpapier“. Da muss man sich schon kurzfassen. Zumal die Geschichten ja erst einmal über lange Zeit mündlich erzählt wurden. Das Entscheidende sollte hängenbleiben. Und blieb auch hängen.

KAIN UND ABEL! Über Generationen hinweg löste die Erwähnung der beiden Namen so viele Gedanken, Bilder, Erinnerungen aus, dass sich sogar Filmemancher dieser Figuren bedienten. Ich erinnere an JENSEITS VON EDEN!

A propos: Kennen Sie den Unterschied zwischen Kain und Abel in 1. Mose 4 und Aaron und Caleb in dem Film „Jenseits von Ende“ (bzw. auch dem zugrundeliegenden Roman, da heißen die Brüder Adam und Charles)? → Es mag gewiss noch mehr Unterscheide geben. Mir fiel auf, dass nur in der Bibel das Mordopfer der Jüngere, der Zweitgeborene also ist!

KAIN UND ABEL! Menschsein pur! Grundlegend geschieht da das, was heute unter uns noch grundlegend geschieht!
Eigentlich kommen die sich weder von Ihrem Äußeren, noch von ihren Begabungen und Aufgaben in die Quere. Und doch: Das Schielen von meiner Tätigkeit zu der des anderen rüber scheint im Menschen von vornherein tief drin zu sein!

Und vieles, was einem als altgedienten Christen so selbstver-ständlich ist, entpuppt sich beim 2. und 3. Blick in diese so vertraute Geschichte als FakeNews. Ich erlaube mir deshalb, 7 mal dazwischen zu rufen: „DOCH!“ Ich fang dann mal an!

Wir sagen gerne: Es ist doch keiner besser als der andere!

  • Zwischenruf: DOCH! Da ist einer tatsächlich besser! Sie haben unterschiedliche Gaben. Und sind überhaupt nicht gleich. Was sich übrigens bei Geschwisterpaaren in der Bibel fortsetzt. Ich erinnere nur an Jakob und Esau.

Wir sagen: Gott macht keine Unterschiede. Wir singen sogar Lieder, in denen das so behauptet wird.

  • Zwischenruf: DOCH! Gott macht Unterschiede. Das Opfer des Jüngeren (!) nimmt er an. Das des Älteren, Erstgeboren (!) nicht. Natürlich kann man jetzt fragen: Woran konnte man das denn erkennen? Wie bei Elia, dass das eine Opfer einfach nicht
    brennen wollte? Oder wie in Bilderbüchern, wo der eine Rauch zum Himmel steigt und de andere nicht? Wir können auch feststellen, dass der eine das Allerbeste, „Erstlinge“ und „Fett“ opfert und der andere - naja - was er da so gerade finden kann. - Wie auch immer: Gott macht Unterschiede!

Wir sagen: Gott setzt Gebote. Er hört Gebet - und gut ist! Jedenfalls denken das viele. Sie meinen: Gott stellt keine Fragen. Der weiß ja alles – oder, wahlweise – mein banales kleines Leben hier interessiert ihn doch nicht.

  • Zwischenruf: DOCH! Gott ist nicht „fraglos“. Er stellt Fragen; sehr konkret übrigens. Zumindest in diesen Erstlingszeiten der Schöpfung: „Warum ergrimmst Du? Warum senkst du deinen Blick?“ – Wie sollte der, der unseren Körper geschaffen hat, nicht auch unsere Körpersprache hinterfragen können – und dürfen?

Wir sagen: Von der Sünde spricht man nicht! In der Kirche ist davon nicht die Rede. Und Gott spricht erst recht nicht von der Sünde.

  • Zwischenruf – zumindest zu der letzten Behauptung: DOCH! Gott spricht von der Sünde. Manche Ausleger sagen sogar: 1. Mose 3 sagt, was die Sünde ist. Und 1. Mose 4 erzählt dann, welche Auswirkungen sie hat. Dahinter steht immer TRENNUNG. Und Gott wird nicht müde, in diese schwärende Wunde dieser Trennung seinen Finger zu legen.

Wir sagen: Glaube ist eine vertikale Beziehung: ICH und GOTT! Darum geht es bei den Frommen. Gott fragt doch nicht nach meiner Schwester – oder nach meinem Bruder.

  • Zwischenruf: Oh DOCH! Gott fragt nach meinem Bruder. Da komme ich seit der Frage an Kain gar nicht mehr raus – selbst Einzelkinder nicht! Brüder und Schwestern, nach denen Gott fragt, haben wir alle. Vielleicht macht er es nicht täglich. Und gewiss ist er für uns nicht so gut hörbar wie vor Urzeiten für Kain.
    Doch er fragt! Und wenn er mich fragt, dann spitze ich am Besten sofort und aufmerksam die Ohren. Denn da nimmt er mich in die Verantwortung!

Wir sagen: Gott straft nicht. Er ist doch ein liebender Gott. Und erst recht verflucht er nicht. Das macht höchstens der Teufel. Gott ist doch einer, der segnet...

  • Ob ich will oder nicht. Der biblische Befund treibt mich zu einem sechsten Zwischenruf: DOCH! Gott straft; und er verflucht sogar (…)

Wir sagen schließlich: Gott bleibt immer derselbe. Er lässt sich nicht umstimmen. Was Gott einmal gesagt und verfügt hat, gilt. Ein- für allemal… STOPP!

  • Mein letzter Zwischenruf an dieser Stelle lautet: DOCH! Gott lässt sich umstimmen. Nicht nur bei Kain, auch bei Jona etwa. Und Das Gleichnis Jesu von der nervenden Witwe sagt ebenfalls nichts anderes! Das heißt zugleich: Es ist nicht egal, ob ich mit ihm rede. Kains Protest (heute würden wir es wohl „Gebet“ nennen) bleibt nicht unerwidert. Gott lässt sich umstimmen und verpasst dem Mörder ein „Kainszeichen“.

So ist das mit der Heiligen Schrift. Da lohnt es sich, noch ein, zwei oder dreimal nachzulesen und genau hinzuschauen und die eigenen verfestigten Bilder von Menschen und vor allem von Gott zu hinterfragen.
Erlauben Sie mir also bitte meine heutigen Zwischenrufe! Und ich will sie mir gegenüber – manchmal gewiss zähneknirschend – Gott und Menschen auch erlauben – vor allem Geschwistern, die es gut mit mir meinen.

Was nehme ich nun mit von der Urgeschichte dieser tiefen Trennungen, der „Sünde“, mitten in mir drin, zwischen Menschen und zwischen Gott und Mensch? Paulus sagt einmal: Das mit Adam und Eva ist DIE SÜNDE. Das mit Kain und Abel und uns allen danach – das sind DIE SÜNDEN!

Was nehme ich nun mit? Einen unerbittlichen Gott, die hoff-nungslose Verlorenheit des Menschen und, dass auch ich mich heute verhalte wie der dritte Mensch? Manche sagen: „Du verhältst dich wie der erste Mensch!“ Hier ist es der dritte!

Doch, NEIN! NEIN! NEIN! Ich möchte den Gott mitnehmen in meinem Herzen und mitten in meinen Alltag hinein, der das Leben regeln will und mit sich reden lässt, wo ich über diese Regeln stolpere. Den Gott nehme ich mit, der Unterschiede macht und genau darin gerecht handelt! Und den Gott, der mir den Kopf anhebt, mich einlädt, in den Himmel zu schau-en, zu IHM aufzublicken wie HANSGUCKINDIELUFT: „Schau zu mir hoch du schiel nicht auf deinen Nächsten! Gleich dich an meine Worte an und vergleich dich nicht mit anderen!“
Ja, das will ich mir - - - herausnehmen. Und, ja, mit Gottes Hilfe will ich mich unterscheiden!

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! (Amen)

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