Logo

von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext: Jeremia 9,22-23

 22So spricht der Herr: Ein Weiser rühme sich nicht seiner Weisheit, ein Starker rühme sich nicht seiner Stärke, ein Reicher rühme sich nicht seines Reichtums. 23Sondern wer sich rühmen will, der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne, dass ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr. (Lutherbibel 2017)


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Geschwister, liebe Freunde,

In den Film, von Al Pacino „Im Auftrag des Teufels“ erklingt immer wieder ein Satz, der eigentlich den ganzen Film begleitet und das Schicksal des Hauptdarstellers prägt: „Meine Lieblingssünde ist die Eitelkeit“ Wenn man den Film verfolgt, erkennt sich schnell wieder in dem Tages- und Lebensablauf des Hauptdarstellers, der letzten Endes sogar seine Karriere riskiert. Er riskiert sie nur damit er sich „rühme“, damit seine Weisheit und Großzügigkeit zum Vorschein kommen kann.

Lasst uns ehrlich sein: was das „sich rühmen“ zu bedeuten hat, kennt der Mensch nicht aus der Schule, nicht aus dem Sportverein, nicht durch Erziehung, aber auch nicht durch die folgende Worterklärung:

Rühmen bedeutet: eine eigene Leistung besonders betonen, "sich seiner Taten rühmen".

Dabei gibt es übrigens eine erste Bedeutung des Wortes: nachdrücklich, überschwänglich loben "jemandes Verdienste, ein Land, die Leistungen der Wissenschaft, die Werke Gottes rühmen"

Wir kommen eigentlich ganz schnell zu der Praxis, wo der Mensch zu vergessen scheint, wer der Kreator und wer die Kreatur ist:

Es gibt einige weise, lustige Formulierungen, mit den das Thema selbstkritisch betrachtet ist: „nicht das gejagte Wildtier trägt das Jagdgewehr“ oder „nicht der Strich zieht das Flugzeug am Himmel“ usw.

Die Bibel hat auch seine klare Stellungnahme, was das Thema anbelangt:

„Vermag sich auch eine Axt zu rühmen wider den, der damit haut, oder eine Säge großzutun wider den, der sie zieht? Als ob die Rute den schwänge, der sie hebt; als ob der Stock den höbe, der kein Holz ist“ Jesaja 10,15

Auch im Leben Israels, bei dem auserwählten Volk ist eine wiederkehrende Auseinandersetzung damit zu spüren, wenn man die Worte des Königs Israels liest, der die falsche Sicherheit und Selbstwahrnehmung eines Kriegers kritisiert: „Aber der König von Israel antwortete: Sagt ihm: Wer den Harnisch anlegt, soll sich nicht rühmen wie der, der ihn abgelegt hat.“      

Im Neuen Testament kommt auch Paulus zu dem Drang an den Korinther deutliche Worte zu schreiben. Er findet aber die Worte Jesajas aussagekräftig genug, und übernimmt seine Mahnung: „auf dass sich kein Mensch vor Gott rühme. Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der für uns zur Weisheit wurde durch Gott und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, auf dass gilt, wie geschrieben steht (Jer 9,22-23): »Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn!«

Im Anbetracht der Gesagten würde ich sagen, dass wir die Sache doch nochmal neu auslegen sollen: die Frage ist nicht, ob das „sich zu rühmen“ als Verhaltungsform gut oder schlecht ist, sondern die Frage deutet unmissverständlich auf den Inhalt des Rühmens.

Ich nehme mir die Freiheit folgendermaßen zu formulieren: Gott, bzw. Jesus verstehen ganz genau, was wir benötigen, wenn wir uns über die positive Rückmeldung unseres Umfeldes freuen, oder uns danach sehnen. So ist die Aufgabe nicht das „Rühmen“ total abzuschreiben, sondern das Motiv, das Objekt muss neu beschrieben werden. So ändert die Bibel die „anthropomorphe Hinsicht“ (menschliche Hinsicht) in eine „theomorphe Hinsicht“ (göttliche Hinsicht). Und all das, weil er, Gott selbst ist derjenige der in all dem „Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden“. So ist Gott selbst allein der, derjenige, der die Hintergründe des Rühmens zugrunde legt.

Ich möchte uns unter drei Aspekte kurz beschreiben, was und warum für die Menschen beim Sich-Rühmen wichtig ist. Wo kann es hinführen, wenn es auf den falschen Weg gerät, und was Jesus stattdessen uns lehrt.

1) Lasst uns mit der Hilfe des Wortes Gottes verstehen, was genau das Sich-Rühmen ist, warum die Menschen es brauchen, warum wir überhaupt darüber reden sollen.

Kurzgefasst: der Mensch braucht sich zu rühmen, denn dadurch versucht sein scheinbar völlig gescheitertes Leben besser darzustellen, seine Unsicherheit mit einer Selbstbestätigung zu verstärken, oder eben durch eine Selbstermutigung für sich Ansehen zu gewinnen. Mit Hilfe dessen möchte er die Mängel seines Lebens füllen. Man denkt: „wenn ich von mir ein besseres Scheinbild sehen lasse, werde ich besser angenommen“. Dieser Weg ist ein gefährlicher Weg. Wenn man über Weisheit, Stärke und Reichtum redet, die man aber in der Wirklichkeit so nicht hat, die Wirklichkeit aber irgendwann enthüllt wird, wird sein Scheu wegen seiner Lüge und sein Betrug noch größer, und seine Missachtung noch schmerzlicher.

2) Der zweite Gedanke wäre das menschliche Rühmen und die damit verbundene Sehnsucht und Gefühle zu beschreiben. Das, um am Ende zu begreifen, was das mit uns in der Beziehung mit Gott macht:

Es ist eine reelle Gefahr, dass die die sich rühmen irgendwann von sich selbst alles tatsächlich so weitgehend behaupten und glauben, dass sie sich selbst vergöttlichen, verherrlichen (lassen): „Und der König wird tun, was er will, und wird sich überheben und großtun gegen jeden Gott. Und gegen den Gott aller Götter wird er Ungeheuerliches reden“. (Daniel 11,36) Das gilt aber leider auch unter den Gläubigen: „Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter und verstellen sich als Apostel Christi.“ (2 Korinther 11,13) Hier ist also klar zu sehen, wenn ich konsequent mich selbst vor anderen erhebe, werde ich immer weniger die Werke des Herrn in meinem Leben anerkennen wollen. Denn, ich kann nicht gleichzeitig mich selbst und Gott gleichstark anerkennen.

Wenn wir mit beiden Händen ein Gewicht aufheben und weit über uns heben möchten, werden wir nichts anderes mehr anfassen / anheben können. Denn unsre Hände sind voll damit beschäftigt, den ausgewählten Gegenstand hochzuhalten.

3) Als Letztes möchte ich uns erleuchten, welche Möglichkeit uns Jesus als Alternative anbietet, was er von uns erwartet, warum wir auf seine Hilfe angewiesen sind. Zusammengefasst: wie kann man das Rühmen mit Gott, mit Jesus erleben.

Es lohnt sich uns die Farge zu stellen: kennen wir unsere Aufgaben, unseren Auftrag, und füllen wir sie aus, so wie es Jesus getan hat: „ich der Herr bin, der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden; denn solches gefällt mir, spricht der Herr.“ Wenn wir ihn kennen, werden wir für die Ergebnisse immer und ausschließlich ihm dankbar sein. Jesus hätte sich auch rühmen können, er hätte seine außergewöhnlichen Gaben auch hervorheben können. Er hätte sich wie ein gut begabter Prophet, oder wie ein Wunderrabbi jederzeit weitestgehend loben und preisen, oder sich gar als König Israels wählen lassen können. Er hat aber jederzeit das Lob und Preis was ihm gesagt, ihm gesungen wurde an seinen Vater weitergeleitet. Er ließ sich immer als Gottes Sohn, also als seinen Vertreter, ohne ihn zu hinterfragen, immer seines Vaters Werke tuend, ansehen.   

Lasst uns folgenden Rat des vorgelesenen Textes befolgen: „der rühme sich dessen, dass er klug sei und mich kenne.“ Werden wir dies tun, erlischt alles andere was nicht hierzu passt. So werden wir das „Uns- rühmen“ nie als nötig und als wichtig halten, und auch nicht machen wollen. Dazu gibt es das geistliche Vitamin, der unsere Immunität stärkt: „seid dankbar in allen Dingen; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.“ (1 Thessalonicher 5,18).

Wenn wir es lernen für alle Dinge - Gaben, Orten, Geschehnisse, Gemeinde, Menschen, Aktivitäten, Möglichkeiten, usw. - dankbar zu sein, und Gottes Werk in uns und auch in den Anderen mit Wort und Tat anzuerkennen, so verringert sich unser Wunsch uns selbst zu rühmen!

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! Amen

Digitale Kollekte

Wenn Sie im Augenblick keinen öffentlichen Gottesdienste besuchen können oder möchten.
Sie aber etwas in die Kollekte für die verschiedensten Zwecke und Werke geben möchten, ist hier die Möglichkeit für die jeweiligen Tage dazu:

Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Mit brüderlichem Gruß

László

Projekte, die wir unterstützen

Opendoors

Open Doors unterstützt verfolgte Christen mit Selbsthilfe-Projekten, Literatur, Schulung von Leitern, hilft Gefangenen und den Familien ermordeter Christen. 

+ mehr

Familie Schmid in Taiwan

Familie Schmid ging vor über 1 1/2 Jahren als Missionare nach Taiwan um einheimische Pastoren auszubilden.

+ mehr
 

Links