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…ABER ÜBERTREIB`S NICHT!
von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext   Markus 8, 31-37

31 Und er (Jesus) fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen.

32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. 33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. 36 Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele?
37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.(Luther 2017)

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Online-Gemeinde,

ich lese den vorgeschlagenen Predigttext aus Markus 8: siehe oben

Können Sie sich, könnt Ihr Euch an wohlmeinende Mahnungen erinnern – von der Mutter, dem Vater, der Oma? Oder von einem Lehrer, einer Lehrerin vielleicht? Gar von Freundinnen und Freunden?

„… aber übertreib es nicht!“ war eine bei meiner Mutter beliebte Mahnung. Wohlmeinend gewiss. Ein wenig unsicher vielleicht – je älter ich wurde. Und doch löste es immer so ein wenig die Schere im Kopf aus: „Alles alles alles … aber nichts übertreiben!“ Was auch immer das jeweils hieß - SIE hatte da schon so ihre Vorstellungen…

Mir kommt hier in unserem Abschnitt aus dem Evangelium der gute Petrus vor wie meine Mutter. „Ist ja alles schön und gut, Jesus. Und ich gehe ja in vielem mit Dir mit. Aber, bitte, ÜBERTREIB ES NICHT!“ Wohlmeinend gewiss. Ein wenig unsicher vielleicht. Und es sollte schon die Schere im Kopf auslösen – klar!

Und Jesus? So nach den modernen Kommunikations-empfehlungen müsste er jetzt …. was sagen? - „Danke für Deine Fürsorge, Petrus. Du bist ein echter Freund. Ich werde über Deine Empfehlung nachdenken. Im Moment habe ich schon den Eindruck, das sei die Wahrheit, was ich da eben den Schriftgelehrten gesagt habe und…“ Petrus will ihn unterbrechen… „Doch doch, ich denke auch, ich müsste das so sagen. Aber Du meinst es wirklich gut mit mir…“ So oder so ähnlich hätte es vielleicht der Trainer für gelingende Kommunikation in der Communication School of Kapharnaum Jesus bei einem Crashkurs am Meeresstrand empfohlen.

Entweder gab es diesen Trainer dann doch nicht. Oder Jesus vernachlässigte aufs Äußerste, was er da gelernt hatte. Oder … er hatte so etwas wie eine höhere Sendung, eine Art absolute Wahrheit – die ja nur Gott in Anspruch nehmen kann.

Jedenfalls sagt er zunächst zu Petrus: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. Und dann sagt er – etwas ausführlicher - zu den Umstehenden inklusive den anderen elf Jüngern: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. 36 Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? 37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.“  

„Nun übertreib es nicht, Jesus!“ möchte ich mich nun einmischen. Du oder Sie ja vielleicht auch… „Bleib ein wenig maßvoll. Sonst darfst Du Dich später nicht wundern, wenn sie …“ Nein, das spreche ich dann doch lieber nicht laut aus!

Was passiert hier?

Eigentlich und zu Beginn – nachdem er sie dort am See gefragt hatte: „Was sagen die Leute, wer ich in?“ Und sie hatten alles Mögliche geantwortet. „Und ihr? Was sagt ihr?“ Wie so oft, war Petrus – genau der Petrus, der ihn nachher zur Seite nimmt – dieser Petrus hatte gesagt: „DU BIST DER CHRISTUS!“ - - -

Hier hatte Jesus dann ja nur von sich gesprochen. Na ja, was heißt „nur“? Er sagt, dass er der „Menschensohn“ ist. Da hätte er auch gleich „der erwartete Messias“ sagen können. Er sagt, dass er leiden muss. Wer hält das schon aus, wenn ein Freund so etwas sagt? Und dann schiebt er noch die Priester und Lehrer und frommen Leiter gemeinsam auf die Anklagebank und spricht davon, dass sie ihn töten werden. Nicht genug damit. Sogar seine Auferweckung nach drei Tagen hört sich Petrus noch an, bevor er einschreitet.

Eine kleine Redaktion ist eingeschoben – eine Art „Regieanweisung“ würde man beim Film sagen – zwischen dem Wort des Jesus und dem Einwand des Petrus. 32 Und er redete das Wort frei und offen. Diese Regieanweisung muss man sich schon genauer ansehen. Stell Dir vor, Du wirkst als Hauptdarsteller in dem neuesten Spielfilm mit! Und bei der Probe sagt der Regisseur: „Und das sagst Du jetzt ganz frei und offen!“ Nun? (…) Wie redest Du? Und wie schaffst Du das? (Abgesehen davon, dass manch eine/r wohl nicht begeistert wäre, in einem Spielfilm die Hauptrolle übernehmen zu müssen.) Jesus redete eigentlich immer frei und offen. Das war der Sohn Gottes! Spannend finde ich nur, dass genau dieses freie und offene Reden jetzt bedroht und gefährdet wird! Denn…

Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. Hier kommt der Schnitt in der ganzen Geschichte. Petrus nimmt ihn beiseite. Schon das macht den Eindruck – Petrus war vermutlich ein paar Jahre älter – dass hier einer sich den Rabbi mal zur Brust nimmt. Und „er wehrt ihm“. Löst das bei Bibellesern etwas aus? (…) Vor der Kindersegnung sagt Jesus seinen allerbesten Freunden: „Lasst die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht!“ Wenn da einer abgehalten wird, sich Gott und Jesus zu nähern, wenn da eine abgehalten wird, dass das RG sich ausbreitet – dann reagiert Jesus scharf wie nur selten. Und das macht er hier ja auch:

33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist.

Da hört bei Jesus die Freundschaft auf. Wenn einer das Reich Gottes blockiert. Wenn der Satan aus jedem Knopfloch schaut. Wenn da einer Jesus die Hölle heißmachen will. Dann hört die Freundschaft auf!!!

„Deine Position ist hinter mir, Petrus!“ Und Jesus merkt sofort, dass hier der Böse das Wort ergreift. Irgendwie finde ich diese Stelle erschreckend.

Und er sagt das zwar dem Petrus; aber er hat vorbeugend auch eine Lehrstunde für die anderen Jünger im Blick. Ich höre zwischen den Zeilen: „Das wagt Euch lieber nicht mir mit mir, was Petrus hier abzieht!“

Und jetzt folgt die eigentliche Jüngerbelehrung. Und die könnte durchaus die Überschrift tragen „ES GEHT UM LEBEN UND TOD!“ Denn was bei Luther mit „Seele“ übersetzt ist, meint eigentlich „Leben“! Ja, es geht um nichts weniger als Dein Leben! - Und es geht ums Kreuz!

Wenn Du Dich entscheiden müsstest: Die ganze Welt gehört Dir – aber Du nimmst dann Schaden an Deiner Seele. Oder aber eine gesunde, wohlbehaltene Seele bist Du – aber nichts von dieser Welt kannst Du noch Dein Eigen nennen. Oder sagen wir mal: Sehr wenig…

Wenn Du Dich entscheiden könntest: Entweder nimmst Du ein schweres Kreuz – einen Balken – auf Deine Schultern. Oder Du bleibst ganz unbeschwert. Im ersten Falle bist Du mit Jesus unterwegs, im zweiten ohne ihn…

Wenn Du die Wahl hättest: Du kannst Dein Leben behalten, bleibst also am Leben. Oder Du verlierst Dein Leben – stirbst - um Jesu willen…

Entscheidungen sind manchmal gar nicht so einfach, nicht wahr? Und wenn wir sagen: Ich muss mich ja nicht entscheiden – oder noch nicht, oder nicht so, wie in meinen Beispielen (s. o.) dann kann das manchmal auch ein Trugschluss sein. Nd allemal ist es gut, mir intensiv Gedanken zu machen, wie ich mich denn im Entscheidungsfall verhalten WÜRDE!

Jesus macht deutlich, dass es weder billige Liebe, noch billige Nachfolge, noch billige Gnade gibt – wie D. Bonhoeffer das nannte.

Es kostet tatsächlich etwas, auf der Seite Jesu zu stehen. Ja, bei uns derzeit nicht so viel wie in Hong Kong oder Nordkorea. Aber das kann sich ändern. Und manchmal ist es auch unter uns und um uns herum schwer, zu seinem Christsein zu stehen.

Eines ist jedenfalls sicher (wenn wir Jesus glauben dürfen): Da wo ich mein Kreuz auf mich nehme, wo ich mich für ein Leben an Seiner Seite entscheide, wo ich mich notfalls gegen die ganze Welt ausspreche … Da gewinne ich meine Seele. Da reicht seine Fürsprache für mich bis weit in den Himmel hinein.

Aber Entscheidungen – die will uns Jesus nicht ersparen. ER entscheidet sich jedenfalls für Dich und mich! Und ER hat das längst entschieden – als er auf diese Welt kam und predigte von Gottes Herrschaft und Kranke heilte, Gebundene befreite, Lahmen zum Gehen und Tauben zum Hören und Blinden zum Sehen verhalf und schließlich am Kreuz alles das trug und ertrug, was ich … „verbockt“ habe in meinem Leben.

Amen. Das darfst Du getrost glauben!

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN!

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