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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext   Matthäus 26, 36-44

36 Da kam Jesus mit ihnen zu einem Garten, der hieß Gethsemane, und sprach zu den Jüngern: Setzt euch hierher, solange ich dorthin gehe und bete. 37 Und er nahm mit sich Petrus und die zwei Söhne des Zebedäus und fing an zu trauern und zu zagen. 38 Da sprach Jesus zu ihnen: Meine Seele ist betrübt bis an den Tod; bleibt hier und wachet mit mir! 39 Und er ging ein wenig weiter, fiel nieder auf sein Angesicht und betete und sprach: Mein Vater, ist's möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber; doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst!

40 Und er kam zu seinen Jüngern und fand sie schlafend und sprach zu Petrus: Konntet ihr denn nicht eine Stunde mit mir wachen? 41 Wachet und betet, dass ihr nicht in Anfechtung fallt! Der Geist ist willig; aber das Fleisch ist schwach. 42 Zum zweiten Mal ging er wieder hin, betete und sprach: Mein Vater, ist's nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe dein Wille! 43 Und er kam und fand sie abermals schlafend, und ihre Augen waren voller Schlaf.

44 Und er ließ sie und ging wieder hin und betete zum dritten Mal und redete abermals dieselben Worte. 45 Dann kam er zu den Jüngern und sprach zu ihnen: Ach, wollt ihr weiterschlafen und ruhen? Siehe, die Stunde ist da, dass der Menschensohn in die Hände der Sünder überantwortet wird. 46 Steht auf, lasst uns gehen! Siehe, er ist da, der mich verrät.(Luther 2017)

Ich beginne mal ganz tagespolitisch. Ich hoffe, Ihr erlaubt mir das und haltet es 2 Min. aus. Wenn wir uns die letzten 2 Jahre und die vergangenen 2 Wochen anschauen, finden wir – auch unter Christen und ganz grob - vier Gruppen. Da sind die, die für die Coronapolitik und für Putin sind. Andere sind zwar „für Corona“, aber gegen Putin. Putingegner und -freunde  gibt es je auch unter den Kritikern der Coronapolitik.

 

Corona +

Corona -

RUSS +

RUSS -

Person 1

x

 

x

 

Person 2

x

 

 

x

Person 3

 

x

x

 

Person 4

 

x

 

x

Und jetzt die Frage: Wenn die alle beten - wie soll das gehen? Wie soll das denn noch miteinander gehen? Ich jedendfalls will das nicht ordnen. Ich will auch nicht einfach den gemeinsamen Willen zum selben Gebet unterstellen. Das wäre ja, als würde ich Magdeburg- und MSV-Fans unterstellen, sie hätten während des Fußballspiels MD : MSV das gleiche Anliegen. Was nun tun? Lassen wir einfach das Beten? Sagen wir (am besten noch ich) den Menschen, was und wie sie zu beten hätten? Bleibe ich für mein Gebet am besten allein im stillen Kämmerlein. Fragen über Fragen, die ja nicht aktueller sein könnten als zur Zeit, wo auch Christen seit 2 Jahren und 2 Wochen Fragen bewegen, die sie umtreiben und – ja, und auch ins Gebet treiben! Und, nein, ich will mich nicht drücken – unabhängig von meinem ganz eigenen Denken und Beten. Ich gehe erst einmal zur Quelle!

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Online-Gemeinde,

ich lese den Predigttext vor Matth 26: siehe oben

Es legt sich nahe, angesichts dieses Abschnitts in der Passionszeit über das BETEN nachzudenken. In einem weltpolitischen Ausnahmezustand seit 2 Jahren und nun seit 2 Wochen noch mehr drängt sich die Rede vom Gebet geradezu auf. Beten ist neben Bibellesen, Singen und Gemeinschaft eine Grundäußerung des Christseins.

Doch ich möchte mich der Thematik ein wenig anders nähern – und zwar aus drei Richtungen: (1) Beten bedeutet ein vielfältiges Angebot Gottes. Mit den Konfis haben wir über‘s BETEN nachgedacht; eines der Schwerpunktthemen in den 20 Monaten KA. Wir haben über Haltungen und Gefühle, Formen und Inhalte geredet.

(2) Beten ist eine freundschaftliche Begegnung. In dem Film „Ziemlich beste Freunde“ kommen 2 Männer zusammen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Über alle kulturellen, finanziellen, religiösen und Mentalitätsun-terschiede hinweg finden sie zueinander und werden … „ziemlich beste Freunde“. Auf diesem Weg gibt es Span-nungen; es gibt auch Veränderung und Entwicklung. Jeweils Herzschlagmomente (übrigens tatsächlich so passiert) Und mehr und mehr …. begegnen sie einander und hören tatsächlich aufeinander.

(3) Beten ist etwas Ungeheuerliches. Ich kenne es vor allem vom Gebet bei Tisch und vor dem Einschlafen  von meinen Eltern. Meistens war es die gleiche Formel. Ich habe es später in der Schule, im KiGo und auch im Konfi präsentiert bekommen. Und dann bei Gottesdiensten und Jugendkreisen als etwas total freies Handeln erlebt.
Und immer wenn mal jemand fragte: „Darf ich eigentlich beten, das der MSV gewinnt?“ (ich stamme aus Duisburg), dann hieß die Antwort: „Das gehört sich nicht. Die Frage ist schon ungeheuerlich!“ Dabei ist Beten doch eine ohnehin ungeheuerliche Angelegenheit… Da redet einer vor sich hin und das nicht, weil er sein Handy im Ohr stecken hat, sondern weil er darauf vertraut, das ihm der Schöpfer des Universums du der HERR der Geschichte zuhört – den er aber weder sehen noch hören und in der Regel auch nicht fühlen kann. - UNGEHEUERLICH!

Und in den Psalmen beten Menschen ja tatsächlich: „Töte meine Feinde, Gott!“ Und das ist doch noch ein bisschen ungeheuerlicher, als zu formulieren: „Du weißt, Herr, der MSV braucht 3 Punkte viel mehr als Magdeburg…“

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Und das wussten sie alles, die drei allerbesten Freunde von Jesus aus dem Kreis der besten Freunde aus dem großen Freundes- und Freundinnenkreis Jesu. (Der allerdings zum Zeitpunkt unserer Geschichte schon ziemlich geschrumpft war.) Das wussten sie doch alles längst. Früh schon hatten sie die Psalmen gebetet und bestimmt auch manches Stoßgebet um einen guten Fischfang auf den großen See. Echt VIELFÄLTIG.

Sie hatten den Rabbi Jesus immer wieder mal „verschwinden“ sehen und wussten: Jetzt redet er mit seinem Vater im Himmel.
Er hatte ihnen sogar ein Gebet vorgebetet, als sie ihn gefragt hatten, wie man denn betet. Im Freundeskreis hatten sie vor rauschenden Festen, nach denkwürdigen Niederlagen und im gemeinsamen Gottesdienst miteinander gebetet. Sie hatten zu ihrer Freude erlebt, wie Jesus um Heilung gebetet hatte. Echte BEGEGNUNGEN

Und sie hatten schließlich mit großem Schrecken beobachtet, wie Jesus den Dämonen im Namen Gottes Einhalt gebot. Echt UNGEHEUERLICH!

Doch hier in diesem Garten geschieht etwas ganz Besonderes. Der Rabbi, der Meister, der Freund nimmt, damit sie gemeinsam mit ihm wachen und beten, drei von ihnen mit. Drei nur: Petrus, Johannes und Jakobus

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Wisst Ihr, ich habe den Eindruck, beim Reden mit Gott bleiben wir immer Anfänger. Vielleicht ist es schöner zu sagen: Wir bleiben Kinder. Wir werden (hoffentlich) keine Gebetsprofis und müssen das auch gar nicht werden.

Wir brauchen nicht geeignete Worte zu finden. Erst recht alleine für mich in der Stille brauche ich das nicht! Und wir dürfen reden, wie uns der Schnabel gewachsen ist – oder auch schweigen.  Wir können laut oder leise, einsam oder gemeinsam, mit oder ohne Noten und Instrumente beten. Übrigens in Kirchen, Küchen, Kindergärten und und und…
Nur manchmal, manchmal, da fordert uns Jesus auf, mit ihm zu wachen. Und ich wünsche mir, dass wenn er mich dazu auffordert, ich es so wichtig nehme, dass ich dann nicht einschlafe. Es ist dann kein Jesus-Bitten, Jesus-Klagen, Jesus-Fragen, Jesusdanken oder -Loben mehr. Es ist ein MIT - JESUS - BETEN oder MIT-JESUS-SEIN

Und vielleicht, ganz vielleicht nur, finden sich in schwierigen Zeiten ja tatsächlich ganz unterschioedlich Denkende du Lebende Betrinnen du Beter zusammen und über den ganzen „X-chen“ steht das MIT JESUS BETEN, BEI JESUS WACHEN und – bitte bitte – AUF JESUS HÖREN. Was im NT übersetzt wird mit „Christsein“ meint übrigens wörtlich „IN-CHRISTUS-SEIN! – Und all unsere Tabellen (und das lieben wir Deutsche) sind unterlegt und umrahmt von der „Tabelle Gottes!“

 

MIT

JESUS

BETEN

 

 

Corona +

Corona -

RUSS +

RUSS -

Person 1

x

 

x

 

Person 2

x

 

 

x

Person 3

 

x

x

 

Person 4

 

x

 

x

 

MIT

JESUS

WACH

BLEIBEN

 

IN JESUS SEIN

"Oben und unten sind aneinander gebunden. Wer mit den Menschen reden will, ohne mit Gott zu reden, dessen Wort vollendet sich nicht; aber wer zu Gott reden will, ohne mit den Menschen zu reden, dessen Wort geht in die Irre." Das hat Martin Buber gesagt. ………. sagte: Christen leben mit den Füßen auf der Erde und dem Kopf im Himmel.“

Amen.

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN!

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