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von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext: Kolosser 3,12-17

12 So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; 13 und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! 14 Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit. 15 Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar. 16 Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. 17 Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. (Lutherbibel 2017)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Konfirmandeninnen und Konfirmanden, liebe Familien, liebe Freunde,

wie soll ich mich anziehen? Welches Kleid soll ich bei der Konfirmation tragen? Sehe ich hübsch aus? Ich möchte aber gut aussehen. Das ist doch ein besonderer Anlass, ich möchte eine besondere Erinnerung über diesen Tag haben. – Diese und ähnliche Frage habt ihr liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden in den letzten Tagen an euch und an euere Eltern gestellt. Wahrscheinlich. Euere Eltern haben sich bemüht, so gut es ihrerseits möglich war, alles zu tun, damit dieser Tag tatsächlich unvergesslich bleibt.

Was kann ich Euch geben? Was konnte ich euch in den letzten eineinhalb Jahren vermitteln? Wie konnte ich unter den suboptimalen Umständen Euch den Glauben so präsentieren, dass ihr euch richtig angesprochen fühlt, und mit dem Wichtigsten bleibt, nämlich mit Jesus in eueren Herzen? – Diese Fragen habe ich mir Anfangs und während der ganzen gemeinsam verbrachten Zeit gestellt.

Wenn ich heute all das zusammenfassen möchte, was ihr während eurer Konfirmandenzeit aneignen konntet, würde ich folgendermaßen formulieren:

  • Ihr habt ein neues geistliches Kleid bekommen, das ihr anziehen sollt. Ihr habt gelernt, dass der Glaube kein statischer – unbeweglicher – Zustand ist. Auch wenn wir uns während unseres Unterrichts körperlich nicht so oft „bewegt“ haben, wurden euere Seele, euere Kenntnisse, euere Phantasie immer wieder herausgefordert. Und ihr erinnert euch noch daran, was ich euch bei meinem ersten Besuch bei euch zuhause gesagt habe: es gibt eine einzige Sache was ich nicht akzeptieren kann, und zwar wenn ihr nichts macht, wenn ihr nichts sagt. Denn – wie ich euch damals gesagt habe - kann man vor Jesus nicht falsches sagen, denn er versteht uns auch wenn wir nicht die richtigen Worte finden. Die Müdigkeit, mit dem ihr sooft zu dem Unterricht gekommen seid, die Gedanken eueres Alltags, aus der Schule, vom Praktikum, die Krankheit oder andere Herausforderungen, die ihr erst ausschalten musstet, haben uns nicht nur einmal vor der scheinbar unüberwindbaren Aufgabe gestellt: Ihr sollt jetzt „die Worte anziehen“, welche Jesus euch zu sagen hat. Denn, ihr, als seine Kinder seid dazu „auserwählt“ herzlich, erbarmungsvoll, freundlich, demütig, sanftmütig, geduldig miteinander umzugehen. Noch mehr, es bedeutet, dass das was man im Konfiunterricht gehört und gelernt hat, man auch im Alltag umzusetzen versuchen soll. Es sollte etwas sein, was man nach dem Unterricht, nach dem ihr die Kirche verlassen habt, nicht sofort vergisst, abstellt, wie ein schmutziges, gebrauchtes Kleidungsstück. Ich bin gespannt, wie viele Gedanken ihr nach dieser Zeit in Erinnerung habt, ob ihr einen Satz, eine Stunde, eine Aussage besonders in eueren Herzen geschlossen habt. Für heute sollte diese Zeit ein Beweggrund für euere geistliche Zukunft, eine Motivation für eueren Glauben geworden sein. Ist es so? Ich weiß es heute noch, was ihr in einer Stunde auf meine Frage „Ist Jesus euch nähergekommen?“ geantwortet habt. Eure Antwort war „Nein – er ist uns nicht nähergekommen“. Wie es heute damit steht, dürft ihr euch selbst damit ehrlich auseinandersetzen. Erwartet aber keine Wunder im Sinne, dass alles von außen geändert wird. Das Wort ist erklungen. Was es in euerem Leben bewirkt, ist euere Entscheidung.

Eine Prinzessin hat mal einen Ring von seinem Vater bekommen. Sie ging mit dem Ring zu einem Mönch, und bat ihn in diesen Ring eine Weisheit einzugravieren, eine die sie in der Traurigkeit tröstet, in schwierigen Zeiten ermutigt, und sie zu fröhlichen Zeiten zur Vorsicht ermahnt. Nach ein paar Tagen bekam die Prinzessin den Ring wieder. Sie sah ein einziges Wort darin eingraviert: „Vergeht“.

Die Traurigkeit vergeht, also gibt es Trost; die schwierigen Zeiten vergehen, also gibt es Ermutigung; auch die Fröhlichkeit kann vergehen, also ist Ermahnung nützlich. Wie sie dieses Wort „vergeht“ im Alltag zur Geltung kommen lässt, ist nun ihre eigene Verantwortung. Der Ring und das eingravierte Wort allein, bringen für sie keine Änderung.

Die Bibel bietet uns auch ein Wort, was Jesus am Kreuz gesagt hat, an: „Es ist Vollbracht“. Mit diesem Wort ist euch während dem Konfiunterricht auch etwas beigebracht worden: Jesus ist für Euch gestorben, und ihr seid frei von der Sünde, ihr seid als Kinder Gottes, als Heilige auserwählt worden. Wie ihr mit diesem Wort als Trost, Ermutigung oder Ermahnung ab jetzt umgeht, bleibt in euerer Verantwortung.

  • Was könnt ihr nun damit unternehmen? Ihr seid berufen, einander zu vergeben, und einander zu lieben. So wie Jesus euch vergeben und euch geliebt hat. Ihr seid berufen, „das Band der Vollkommenheit“ anzuziehen. Es geht hier nicht um irgendein „Glücksbändchen“, das die Jugend in unterschiedlichen Farben so gerne am Handgelenk trägt. Dieses Band verkörpert die Verbindung zwischen Gott und Mensch. Eine unzerreißbare Verbindung, die Euch die geistliche Weiterernährung, wie die Nabelschnur zwischen der Mutter und das Kind immer sichert. Ein Riss der Nabelschnur würde zum Tod des Kindes im Mutterleib führen. Auch für die spätere Zeit ist die Mutter zuständig, denn das Herz das das Kind – in der Regel - neun Monate lang gehört hat, bietet ihm, in der für es nach der Geburt neue und fremde Welt, Ruhe und Zuversicht.

Ihr habt Orientierung und Mittel zu Orientierung bekommen. Die Konfirmation ist die Bestätigung dessen, dass ihr die Vorteile des geistlichen Lebens kennengelernt habt, und die Berufung in das neue Leben annimmt. Bricht bitte diese geistliche Schnur nach der Konfirmation nicht ab! Bleibt nicht fern! Hackt bitte euere kirchlich traditionelle Plicht damit nicht für immer ab! Bleibt für die Gemeinde, für die Gemeinschaft erhalten! So werdet ihr das Leben mit Gott immer genießen.

  • Wie oft schaut ihr täglich in den Spiegel? Ich meine, wie oft habt ihr euch zum Beispiel heute Morgen in dem Spiegel angeschaut und geprüft, ob ihr schön genug seid, ob ihr dem Anlass entsprechend gut, ordentlich aussieht, und ob ihr, so wie ihr aussieht, zu dem Gottesdienst kommen könnt? Die Eltern durften ihre eventuellen Verbesserungsvorschläge auch noch sagen. Oder? Oder reichte es auch für heute aus, dass ihr euch vor einem oder vor mehreren Jahren schon mal in dem Spiegel angeschaut habt?

Wer oder was bestimmt euer Herz nach der Konfirmationszeit? Welche Gedanken sind bestimmend, oder mit dem biblischen Wort ausgedrückt, „herrschend“ in euerem Leben? Vielleicht würdet ihr heute – wie schon damals - wieder sagen: „nichts Neues, es hat sich nichts geändert“. Es wäre natürlich schade. Aber ganz ehrlich, was erwartet ihr, wenn ihr in den Spiegel schaut? Ich glaube nicht, dass ihr es ernst meint…Ihr erwartet doch nicht, dass euch der Spiegel schön und ordentlich aussehend lässt. Der Spiegel zeigt nur, wo und was noch zu ändern, zurechtzurichten ist. Und ob ihr da allein oder mithilfe anderer – Mama, Papa, Friseur usw. – die nötigen Änderungen durchführt, ist allein euere Entscheidung.

Eine Gruppe von Jugendlichen haben einen schon lang zurückgezogenen Eremiten besucht. (Eremiten sind Menschen, die allein, betend zurückgezogen leben. Eine Art Mönchsein auf harter Tour.)  Er schöpfte gerade Wasser aus einem tiefen Brunnen. Die Besucher fragten ihn, was ihm die lange Zeit, seitdem er allein und einsam lebt, gebracht hat? „Schaut mal in den Brunnen! Was seht ihr darin?“ – fragte der Eremit. „Gar nichts“ – antworteten die enttäuschte Jugendliche, nach dem sie - während der Eremit Wasser schöpfte - in den Brunnen geschaut haben. Auf einmal hörte der Eremit auf Wasser zu schöpfen, wartete einige Minuten, und forderte die Jugendliche dann nochmal auf wieder in den Brunnen zu schauen und zu sagen was sie sehen. „Wir sehen uns selbst“ – antworteten vom Ergebnis erleichtert die Jugendliche. „Solange ich Wasser schöpfte und das Wasser dabei rührte, konntet ihr nichts sehen. Sobald aber das Wasser still wurde habt ihr euch entdeckt.“ So lohnt es sich ab und zu mal in der Turbulenz des Alltags uns anzuhalten, in den Spiegel des Wortes Gottes zu schauen, um zu sehen, wie wir mit unserem Glauben stehen.

Während der Konfizeit habe ich euch die Bibel als den Brunnen des lebendigen Wassers – Jesus Christus – aus sehr vielen Perspektiven gezeigt. Und ich habe euch über die schöpferische Rührungsdynamik der Welt, der Stille und dem Sturm geredet und sie euch präsentiert. So gut wie ich das konnte. Manchmal gelang es mir besser manchmal weniger gut. Entschuldigung für die weniger gelungene Stunden. Euch ist aber die Verantwortung geblieben zu entscheiden, wie oft oder wann ihr in den Brunnen schaut um Euch darin zu entdecken. Eins kann ich allerdings jetzt schon sagen: diese ein, eineinhalb Jahre reichen nicht aus euch geistlich in Ordnung zu bringen, so wie ihr in 14 Jahren auch nicht nur einmal in den Spiegel schaut um euere Frisur oder Kleidung in Ordnung zu bringen. Ihr braucht auch die Gemeinde, die Gemeinschaft mit anderen Christen. Sie steht stets bereit euch zu helfen, wenn ihr merkt, dass ihr Hilfe braucht, wenn ihr weiterkommen wollt.

Zum Schluss der heutigen Predigt, und zu Beginn euerer post-Konfirmationszeit: wenn der Friede Christi, zu dem ihr in einem Leibe - in der Gemeinde - berufen seid, durch „die Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern“ in euren Herzen regiert, werdet ihr in euerem ganzen Leben dankbare Menschen sein.

Ihr seid berufen, dankbar zu sein. Die Annahme dieser Berufung ist euere Konfirmation!      

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! Amen

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Mit brüderlichem Gruß

László

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