von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)
Predigttext Bibelstelle
Bibeltext. Römer 8, 18-22 (Luther 2017)
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!
Liebe Online-Gemeinde,
Gnade sei mit euch und Friede…
„10 Dinge, die Du von Pipi Langstrumpf lernen kannst!“ las ich auf dem Titel einer Zeitschrift. Kennt Ihr alle P.L.? Und was könnte man von ihr lernen? … Ich dachte dann: Ob es 10 Dinge gäbe, die ich von Paulus lernen könnte? Kennt Ihr Paulus? (die meisten von uns?) Die andere Frage traue ich mich erst nachher zu stellen… 😉
Liebe Schwestern und Brüder in Jesus, ich lese uns den für heute im Rahmen unserer Predigtreihe ausgewählten Predigttext. Er findet sich im 8. Kapitel des Römerbriefes. Ich lese die Verse 18-22
In diesem längsten und wohl auch schwierigsten Brief des Paulus, mit dem er sich einer ihm unbekannten Gemeinde vorstellt, stellt er acht Kapitel lang seine Grundüberzeugungen und -erkenntnisse vor. Die übrigen acht Kapitel handeln dann vom Volk Israel, vom praktischen Leben und von ganz konkreten Grüßen und Wünschen.
Es ist ein bisschen so, als würde heute ein Vater seinen beiden Zwillingen, die er wegen eines langen Krieges noch niemals zu Augen bekommen hat, anlässlich eines Familienstreites in einer Mail schreiben: „Ihr wisst ja: Ich verabscheue Gewalt, weil ich denke, dass Gott das nicht will…. Deshalb geht wenigstens ihr beide liebevoll miteinander um, wie ihr es zuhause gelernt habt!“
Unser Abschnitt steht also gewissermaßen im Scharnier zwischen diesen beiden Teilen. Die erste Hälfte endet mit einer großen Hoffnung. Und auf dieser Hoffnung baut dann das praktische Leben auf. (Ganz genau müsste man sagen: Es sind erst einmal drei gewaltige Kapitel über ISRAEL, die dann folgen!)
„Die ganze Schöpfung seufzt und liegt in den Wehen!“ schreibt er da.
Bevor Paulus diesen – zumindest für unsere Pre-digtreihe – entscheidenden Satz sagt, stellt er die – wovon er ausgeht – gemeinsame Überzeugung heraus, dass Gottes Schöpfung vergänglich ist. Und genau von dieser Vergänglichkeit – so Paulus – soll die göttliche Schöpfung befreit werden.
So kann er dreierlei festhalten:
1. Leiden sind relativ – im Blick auf die Herrlichkeit
2. Alle Kreatur wartet (ängstlich) – dass die Kinder Gottes offenbar werden
3. Die Kreatur liegt in den Wehen – bis zur Befreiung
Das ist schon mächtig. Man könnte sagen „Starker Tobak ist das!“ – Ich kenne einen Menschen, der ein ausgesprochener Tierfreund ist. Immer hüpft sein Herz, wenn jemand ihn fragt: „Kommt denn mein Hund auch in den Himmel?“ „Hat mein Hamster eine Seele?“ und „Darf man Blumen segnen?“ Oder so etwas Ähnliches.
Und er forscht und forscht in den biblischen Büchern, was denn da über die Tiere (und die übrige nichtmenschliche Welt) ausgesagt ist. Über die Frage, ob Gott auch die nichtmenschliche Schöpfung ins Leben gerufen hat und ob er auch alles Geschaffene so wie die Menschen liebhat, kann er nur müde lächeln: „ist doch klar!“
Er geht in die Tiefe und entdeckt dann zum Beispiel solche steilen Thesen wie die, die Paulus hier gegenüber der römischen Gemeinde formuliert:
- Leiden sind relativ
Ein früherer Bundeskanzler sagte ja immer wieder, wir Deutschen würden jammern auf einem … hohen Niveau. Ich finde ja persönlich, jede und (vor allem) jeder hat das Recht zu jammern. Und trotzdem stimmt das ja. Das Leiden und das Jammern können einem gehörig vergehen, wenn ich auf das Leiden und Jammern weltweit schaue.
Paulus relativiert aber anders: Angesichts dessen, was uns da noch Wunderbares erwartet – kurz gesagt „IM HIMMEL“ – ist das Leiden selbst eines leidgeprüften Apostels … gar nichts!
- Die Kreatur harrt
Alles, alles, was Gott einmal geschaffen hat, mag ja in den letzten Zügen liegen. (Darüber möchte ich jetzt weder reden noch streiten). Aber – so sagt er – alles das HARRT. Wartet sehnsüchtig auf Erlösung. Blickt voller Hoffnung – nebenbei: Kann das ein Baum? Sehnsüchtig blicken? – auf die Befreiung von all dem, was diese Kreatur hier noch knechtet!
- Die Kreatur liegt in den Wehen
Ein weiteres Bild, das Paulus hier bemüht – und davon hat er streng genommen so wenig Ahnung wie ganz ganz viele andere Menschen auch, ein ehelos lebender Mann wie er allemal! Ein weiteres Bild sind die Wehen, in denen die Schöpfung liegt.
Das kreischt und knirscht und schreit und stöhnt. Doch all dieses Kreischen und Schreien und Stöhnen ist nur ein Vorzeichen, ist lediglich der Übergang in Gottes wunderbare Welt. - Kaum zu glauben? Mag sein. Paulus jedenfalls vertraute darauf. Und er bezog alles, wirklich alles von Gott Geschaffene in diese Hoffnung mit ein.
Kann ein Stein schreien? What ever! Jesus sagt mal, dass notfalls Steine schreien werden! - Oha!
Fazit
Es gibt noch Hoffnung – so könnten wir zusam-menfassen – solange Hunde bellen, Korallen Meere bevölkern, Blumen in der Eifel erblühen … und Irreler Steine schreien. Und wenn nicht? Tja, natür-lich ist dies eine ernste Rückfrage. Ein Thema für sich. „Klimawandel“, „Ozonloch“ und „Northstream 2“ waren zugegeben nicht die ureigensten Themen eines Apostels Paulus. Aber dass all das Belebte um uns herum den Atem Gottes haucht und Gottes Kreativität (im wahrsten Sinne des Wortes) entspringt – das war sein fester Glaubensgrund!
Wenn ihm die Hoffnung entgleiten will, dass Gott es gut meint und dass es eine Perspektive gibt über diese Welt hinaus, dann hilft Paulus ein Blick auf die ächzende, aber immerhin noch lebendige Kreatur. Vielleicht hilft dies ja auch Dir und mir, dass wir nach einem Blick aus dem Fenster oder einer Spielstunde mit dem Haustier (oder …………..…………………………………………) sagen: DOCH - ES GIBT NOCH HOFFNUNG FÜR DIESE WELT!
Amen.
UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN!