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Von SYBILLE FRERES, Prädikantin (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)Bild Sybille Freres

Heiligabend

Predigttext     Hesekiel.34, 11, 23-31

Denn so spricht Gott der Herr: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie suchen.
Und ich will ihnen einen einzigen Hirten erwecken, der sie weiden soll, nämlich meinen Knecht David. Der wird sie weiden und soll ihr Hirte sein, und ich, der Herr, will ihr Gott sein. Und mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein; das sage ich, der Herr. Und ich will einen Bund des Friedens mit ihnen schließen und alle bösen Tiere aus dem Lande ausrotten, dass sie sicher in der Steppe wohnen und in den Wäldern schlafen können. Ich will sie und alles, was um meinen Hügel her ist, segnen und auf sie regnen lassen zu rechter Zeit. Das sollen gnädige Regen sein, dass die Bäume auf dem Felde ihre Früchte bringen und das Land seinen Ertrag gibt, und sie sollen sicher auf ihrem Lande wohnen und sollen erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ich ihr Joch zerbrochen und sie errettet habe aus der Hand derer, denen sie dienen mussten. Und sie sollen nicht mehr den Völkern zum Raub werden, und kein wildes Tier im Lande soll sie mehr fressen, sondern sie sollen sicher wohnen, und niemand soll sie schrecken. Und ich will ihnen eine Pflanzung aufgehen lassen zum Ruhm, dass sie nicht mehr Hunger leiden sollen im Lande und die Schmähungen der Völker nicht mehr ertragen müssen. Und sie sollen erfahren, dass ich, der Herr, ihr Gott, bei ihnen bin und dass die vom Hause Israel mein Volk sind, spricht Gott der Herr. Ja, ihr sollt meine Herde sein, die Herde meiner Weide, und ich will euer Gott sein, spricht Gott der Herr.

 

Der Herr segne Reden und Hören. Amen.

Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Leserin, lieber Leser,

Keine Krippe ohne Schafe, keine Krippe ohne Hirten.
In der Krippe in unserer Kirche in Bitburg stehen und liegen auch mehrere wollige Vertreter, bei uns zu Hause tummelt sich eine ganze Schafherde im Moos. Und der spontan erste Gedanke ist doch immer „süß“ oder wenigstens „niedlich“ - auf die muss man aufpassen, sie behüten. Wenn allerdings in der Bibel die Schafe als Bilder für uns Menschen verwendet wurden, ist es mit der Niedlichkeit schnell vorbei –da heißt die Beschreibung eher: hilflos, kopflos, in die falsche Richtung unterwegs, sozusagen ab ins Gestrüpp, leichte Beute für Gegner. Und das finden wir dann gar nicht mehr niedlich. Aber – das schreit doch geradezu nach einem Hirten! Doch die Männer und sicher auch öfters mal Frauen, die die echten Schafe hüteten, genossen keinen sonderlich guten Ruf – schmutzig (die Körperhygiene auf freiem Feld ist ja doch etwas schwierig), arm, oftmals unzuverlässig, feige bei Gefahr. Und die Hirten der menschlichen Herde? Oft nicht besser- auf den eigenen Vorteil bedacht, korrupt, wankelmütig, ohne Weitsicht – Menschen eben. Was traut man dann noch einem Hirten zu?
Und dann diese Prophezeiung, diese Ankündigung – es soll, es wird einen Hirten geben, der ganz anders ist? Wie oft haben wir darauf schon gewartet, werden viele Menschen über die Jahrhunderte hinweg gedacht haben – aber wird ja doch nicht wahr werden.  Ein einzigartiger Hirte – der Frieden schafft, der Segen bringt, der versöhnt? Der wie einst der große König David sich ganz in den Auftrag Gottes gestellt sieht? Der die Menschen ganz nah an Gottes Herz bringt? Solch einen Hirten soll es geben? Kaum zu glauben – und doch…                                                             

Kann ich das glauben? Will ich das glauben? Will ich nicht doch lieber auf meine eigenen Fähigkeiten setzen, den richtigen Weg, den Ausweg aus dem Gestrüpp des Lebens selber zu finden? Und doch – schaffe ich das doch gar nicht …

Darf ich das glauben? Ein Hirte – für mich? Der mich sieht, der mich zurecht- und zurückbringt, wenn ich mich verirrt habe? Der mir Frieden bringen will? Hab ich nicht verdient – und doch…
Ja, und doch! Gottes großes UND DOCH! Denn: Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst(Jes.9,5)

Ein Kind ist uns geboren – damals- im Stall oder in der Höhle oder was auch immer es damals war, in Bethlehem, der angeblich so unbedeutenden Stadt. Unter schlechtesten Bedingungen zur Welt gekommen, da war nichts perfekt geregelt mit dieser Geburt. Da waren auch nicht mit einem Schlag die Not und die Armut weg, Da war auch nicht mit einem Schlag Frieden in Judäa und im Rest der Welt– es gab weiter Besatzer und Besetzte, Aufstände und Hinrichtungen.
Aber dieses Kind ist da – die Verheißung ist wahr geworden. Gott kommt zu uns herunter – weil unsere aufblickenden Augen ihn nicht mehr sehen. Gott macht sich angreifbar – damit wir Ihn anfassen können. Gott macht sich schutzlos- damit wir Zutrauen fassen können. Gott wird klein – und doch bleibt er derselbe große Gott, der Fürst des Friedens, eins mit dem Ewigen Vater. Er bleibt groß – gerade auch darin, dass er sich selber klein macht und verzichtet. Und das auch weiterhin tut – bis dahin, dass er als erwachsener Mann darauf verzichtet, sich aus der Affäre zu ziehen und den grauenhaften Kreuzigungstod auf sich nimmt. Schande und Schmerz begleiten ihn am Ende wie am Anfang. Und dennoch trifft und betrifft jeden, der ihn annimmt, der Lobgesang der Engel auf dem Feld: Fürchte dich nicht! Dir ist heute der Heiland geboren. Friede soll auf Erden sein.

Dieses Kind, dessen Geburt wir feiern und dessen so armselige Anfänge in unseren geschmückten Weihnachtszimmern oft nicht mehr zu erahnen sind, ist der, der die Herde, der jedes einzige Mitglied seiner ihm anvertrauten Schar im Auge hat – liebevoll auf den Weg zurückbringt, aus dem Gebüsch zieht, trägt, wenn Verletzungen das Selbergehen schwer machen, der Feinde, die unsere Seele schaden wollen, verjagt.

Und wenn mir nicht zum ge- und behütet werden ist? Sich etwas in mir dagegen sträubt, ich Angst habe, meine Selbstbestimmung zu verlieren, weil so oft schon Menschen damit Schindluder getrieben haben? Dann brauche ich keine Sorge zu haben, dass dieser Hirte einer wäre, der sich ein „Schaf“ einfach über die Schulter wirft und wegträgt, wenn es nicht so will wie er. Einer, der mich rücksichtslos aus der Sackgasse zerrt. Er ist aber auch keiner, der einfach geht und den oder diejenige sich selbst überlässt nach dem Motto „wer nicht will, der hat schon“. Dieser Hirte bleibt – und wartet – und streckt die Hände aus. Wir dürfen sie ergreifen, wenn wir soweit sind, ihm zu vertrauen. Dass er es gut mit uns meint. Dass er verlässlich ist.

Allerdings kann und wird es uns passieren, dass wir - an seiner Hand -Wege gehen, die wir uns so nicht ausgesucht hätten. Die schmerzhaft sind. Die wir nicht verstehen, warum wir sie gehen müssen. Aber wir gehen sie nie alleine. Wir gehen sie immer an und in seiner Hand. So schwer sie auch sind – dieses Kind, dieser Hirte, dieser Mann am Kreuz, dieser auferweckte und in seine Herrlichkeit zurückgekehrte Sohn Gottes ist und bleibt da – mit uns und in uns.
Mit diesem Hirten kann ich aufrecht gehen, weil Gott mir meinen Wert gibt, von diesem Hirten kann ich mich auch einmal tragen lassen, ohne dass ich Angst haben musss, fallengelassen zu werden, Und in seiner Herde kann ich mich umsehen und die wahrnehmen, die mit mir in derselben Gemeinschaft sein wollen und mich darüber freuen,

Dieser Hirte von der Sorte „letzte Wahl“, dessen Kommen in diese Welt erst einmal so gar nicht in die Verheißung Hesekiels und in unsere Vorstellungen passt, will mein Freund sein, der mich leise und doch unüberhörbar ruft, mein Bruder, mein heruntergekommener Gott, mein Erlöser. Und dann kann Friede sein, in mir und um mich herum. Ein Friede, den Christen aller Zeiten mitten im Bombenhagel gespürt haben- weil sie Ihn an ihrer Seite wussten. Ein Friede, der mich ausfüllt, der mir Ruhe gibt, der mich trägt, auch wenn rings um mich herum Unfriede herrscht. Mit diesem Frieden in uns können wir anfangen, da, wo wir es beeinflussen können, am Frieden zu arbeiten – am Frieden, von dem die Engel singen - der einmal universell sein wird.
Und alsbald war da bei dem Engel die Menge der himmlischen Heerscharen, die lobten Gott und sprachen: Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens. Halleluja – Gelobt sei Gott!  Weil dieses Kind zu uns kam – weil dieser Hirte bei uns ist – weil Gott uns liebt.

Und der Frieden Gottes, der alle menschlichen Gedanken weit übersteigt, bewahre euer Herz und euer Denken in Christus. Amen.

Amen.

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Gruß

Ihre/eure  Sybille Freres

 

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