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Predigt zum 5. Sonntag nach Trinitatis

von Prädikant ALEXANDER HAAS (für die Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    Hoheslied 2, 1 - 2

(1) Ich bin eine Narzisse von Saron,eine Lilie der Täler.
Salomo: (2) Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern(Übersetzung Schlachter 2000)

Onlinepredigt

Liebe Gemeinde,

in meiner hessischen Heimat gibt es einen Fußballverein der den Beinamen die Lillien trägt, weil er in seinem Wappen eine Lillie hat.
Auch in dem Predigttext den ich heute mitgebracht habe geht es um diese Blume die Lillie.

Ich lese den Predigttext aus dem Hohelied Salomos im 2.Kapitel die Verse 1+2:

(1) Ich bin eine Narzisse von Saron,eine Lilie der Täler.
Salomo: (2) Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern(Übersetzung Schlachter 2000)

Wer ist es, der sich mit solchen Worten beschreibt: „Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Täler“? Ist es Christus, der Bräutigam?
Einige Kommentare lassen das vermuten, das mit diesen Worten Christus gemeint ist. Doch im Zusammenhang gesehen ist es die Braut, die das von sich sagt.
Sinngemäß darf man dieses Bild auf die Gemeinde, die himmlische Braut des Herrn Jesus, anwenden.
Aber, so könnte jemand einwenden, ist es denn nicht Hochmut, wenn die Erlösten in dieser Weise von sich selbst reden? Es ist die freie Gnade Gottes in Christus Jesus, die uns zur Braut Christi gemacht hat.
Es geht hier nicht um die Frage, was wir von Natur sind. Wir waren alles andere als eine Narzisse oder Lilie. Es geht auch nicht um unsere Verdienste. Wir haben nichts anderes verdient, als hinausgeworfen zu werden in die äußerste Finsternis. Es handelt sich vielmehr um Gott selbst und die Größe seiner Gnade, die für uns gewirkt hat.
Ist es Anmaßung, in kindlichem Glauben anzunehmen, was uns Gott in Christus Jesus in freier, souveräner Gnade geschenkt hat?

Ist nicht vielmehr das Hochmut, dem, was Er aus Liebe zu uns getan hat - dort am Kreuz auf Golgatha - durch unsere eigene Anstrengungen etwas hinzutun zu wollen? Aber den Platz anerkennen und wertschätzen, den wir Gläubige aufgrund des ein für alle Mal geschehenen Opfers des Leibes Jesu Christi (Heb 10,10) nun im Herzen unseres Herrn und Erlösers einnehmen, ist keineswegs Anmaßung oder Egoismus. Es ist vielmehr der Ausdruck höchster Dankbarkeit und Freude einer in tiefer Gemeinschaft mit ihrem Herrn lebenden und erfahrenen Seele, wenn die Braut in Kapitel 7, Vers 11, ausruft: „Ich gehöre meinem Geliebten, und sein Verlangen steht nach mir!".
Ja, auch wir dürfen anbetend ausrufen: „Ich bin eine Narzisse von Saron, eine Lilie der Täler.“

Im nächsten Vers antwortet Christus: „Wie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Töchtern.“

Diese Antwort des Bräutigams zeigt uns ohne allen Zweifel, mit wem diese Blume verglichen wird: Seine Geliebte ist es, die, inmitten der Sünder, für Ihn wie eine Lilie inmitten der Dornen ist. Gibt es einen größeren Unterschied als den zwischen einer duftenden, weißen Lilie und struppigen Dornen? Dornen sind ein Bild des Fluches Gottes als Antwort auf den Ungehorsam des ersten Menschen (1. Mo 3,17.18). Wir alle waren unter diesem Fluch. Aber Christus hat uns, die an Ihn Glaubenden, von diesem Fluch befreit.
So schreibt den der Apostel Paulus im Galaterbrief:
"Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch wurde um unsertwillen (denn es steht geschrieben: »Verflucht ist jeder, der am Holz hängt«(Gal 3,13)"
Ist das nicht wunderbar das Jesus durch seine Heilstat am Kreuz aus armen, verdammungswürdigen Sündern, die dem Dornstrauch glichen, duftende Lilien machte!

Die Lilien wachsen auf dem Feld unter dem Sonnenschein des Himmels. Sie trinken den erfrischenden Tau, der von oben herabkommt; und, indem sie so mit allem versorgt sind, erfüllen sie ihre Umgebung mit süßem Duft. Wie steht es nun mit uns, als einzelne und als Gemeinde?

Sind wir dort, wo uns der Herr hingestellt hat, ein Wohlgeruch seiner Gnade? Wie wir uns soeben erinnerten, sind es die Kinder dieser Welt, die der himmlische Bräutigam als „Dornen“ bezeichnet. Die Tatsache, dass sie hier in der Welt die Braut umgeben, führt zu Umständen, die von den Erlösten in einem weiteren Sinn auch als „Dornen“ empfunden werden.
Du sagst vielleicht: Die Umstände, in denen ich leben muss, sind es, die mich so niederdrücken und hindern, für den Herrn ein Wohlgeruch zu sein. Aber das ist es gerade, was wir hier finden: „Eine Lilie inmitten der Dornen.“ Christus lässt seine Lilie inmitten scharfer Dornen. Ist das der geeignete Platz, die passende Umgebung für so eine zarte Blume?
Bestimmt! Er möchte, dass wir gerade inmitten der Umstände, in die Er uns hineingestellt hat, seinen Wohlgeruch verbreiten, seine Liebe und Gnade verkündigen.

Die Dornen sind wertlos; sie wachsen und breiten sich aus, sie hindern das Land, aber sie bringen keine Frucht und wachsen nur, um für das Feuer als Nahrung zu dienen. Die Lilie jedoch ist eine Schönheit und eine beständige Freude für jedermann. Sie verbreitet einen angenehmen Duft und ziert den Raum, in welchem sie steht. Die Dornen sind eine Frucht der Sünde. Die Lilien dagegen sind ein Bild des Segens, wie auch ein wahrer Gläubiger ein Segen ist. Der Christ gleicht einer Lilie, die niemand sticht und doch unter denen lebt, die voll Schärfe und Spitzen sind.

Doch das können wir nicht aus uns selbst. Dazu ist es nötig, dass wir in Christus bleiben und Ihn – nicht die Dornen – anschauen. Dann kann Er uns inmitten schwieriger Umstände Gelassenheit des Geistes schenken. Ein bewährter Diener des Herrn hat einmal gesagt: „Ein starker Beweis für mein Bleiben in Christus ist Gelassenheit. Ich habe mein Teil anderswo, und ich ziehe weiter. – Komme, was da wolle, wir bringen Gelassenheit des Geistes in alle Umstände hinein, solange wir in Ihm bleiben. Die Seele ist nicht nur für sich selbst glücklich in Gott, sondern sie wird den Charakter dieses Platzes auch nach außen hin zum Ausdruck bringen.

Lasst uns auch aufpassen, dass uns die Dornen, die der Herr in Matthäus 13 als Bild für die Sorgen dieses Lebens und für den Betrug des Reichtums gebraucht, nicht überwuchern; dass durch lauter Besorgtsein um die Dinge dieser Zeit und durch das Streben nach Ansehen, Ehre, Reichtum und Vorwärtskommen in dieser Welt, die Wirkungen der Gnade Gottes in uns nicht erstickt werden. Die Dornen können die Lilie in ihrem Wachstum hindern. Ebenso ergeht es einem echten Christen in der Umgebung von Ungläubigen. Doch durch Gottes Gnade lebt und wächst er.

Lasst uns deshalb hinsehen zum Herrn Jesus – zu dem, der uns erkauft hat, dem wir nun angehören und der „unter den Lilien weidet“ (Hld 2,16)!

Denken wir daran, dass Er auf seine Lilie herabschaut, um sich an ihrer zarten Schönheit, die im krassen Gegensatz zu den sie umgebenden Dornen steht, zu erfreuen!

Man sagt, dass die „Saron-Ebene“ vom Karmel bis etwa nach Joppe erstreckt – zur Frühlingszeit von Millionen Blumen übersät ist. Doch kurze Zeit darauf schießen Gras und dorniges Gestrüpp so hoch, dass nur die prächtige weiße Lilie hervorragt. Lasst uns immer im Sinn haben, dass unsere Berufung und Stellung in Christus ganz und gar himmlisch ist und „dass selbst nicht Salomo in all seiner (irdischen) Herrlichkeit bekleidet war wie eine von diesen“ Lilien des Feldes (Mt 6, 29)! Welch ein Kleid, welch ein Anteil besitzen wir durch die Gnade Gottes doch schon heute!

Aber der wunderbare Tag wird kommen, wo Er kommen wird, um seine Lilie der Täler zu pflücken und sie aus der Welt, diesem Schauplatz der Sünde, in dem sie von Dornen umgeben ist, heim zu holen.

Dann wird zum ewigen Lob Christi an uns geschaut werden, was wir durch seine Gnade während der Zeit seiner Verachtung und Verwerfung hier für Ihn waren – als „Lilie inmitten der Dornen“.

Amen

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre Sie in Christus Jesus, dem Gekreuzigten und Auferweckten und Gegenwärtigen!

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