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von Prädikant Friedrich Gasper (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Lesung:     Sacharja 9,9-10
Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.
10 Denn ich will die Wagen vernichten in Ephraim und die Rösser in Jerusalem, und der Kriegsbogen soll zerbrochen werden. Denn er wird Frieden gebieten den Völkern, und seine Herrschaft wird sein von einem Meer bis zum andern und vom Strom bis an die Enden der Erde.
Predigt:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Liebe Gemeinde,

Auf den ersten Blick scheint die Frage nach dem, dessen Ankunft wir erwarten schon beantwortet. Alle liturgischen Texte, der Wochenspruch, der Psalm, die Schriftlesung und der Predigttext sprechen von einem König. Man muss schon genauer hinschauen um zu bemerken, dass die Antwort doch nicht so einfach ist.
Im Predigttext wird dem Volk Israel ein König angekündigt, ein Gerechter und ein Helfer.
Wenn man nun aber einen starken Kriegshelden erwartet, dann wird man enttäuscht. Was wir aus dem weiteren Text erfahren, ist weit entfernt vom Pomp und Prunk eines glorreichen Kriegers.  Welcher große Kriegsheld reitet schon auf einem Esel? Auch der Assoziation, das ein König reich und mächtig ist, wird hier widersprochen. Der erwartete König ist arm und er verfügt über keine militärische Macht. Im Abschnitt vorher wird gesagt, dass das auch nicht nötig ist, weil Gott der Herr dafür gesorgt hat dass die Feinde Israels keine Bedrohung mehr für sein Volk sind. Aber auch Israel soll vollkommen abgerüstet werden.

Dafür wird ebenfalls der Herr sorgen wenn er die Streitwagen Ephraims, die Schlachtrösser Jerusalems und überhaupt die Kriegsbogen aller vernichtet. Ohne eigene militärische Macht ist der erwartete König und Helfer vollkommen abhängig von Gott dem Herrn. Seine Aufgabe ist es nicht Schlachten zu schlagen, jedenfalls keine militärischen. Er der Friedensfürst, den schon Jesaja etwa 200 Jahre vorher angekündigt hat.

Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst;
Jesaja 9.5.

Wir Christen gehen davon aus, dass Jesus Christus damit gemeint ist, denn alles was da über den erwarteten König gesagt wird, trifft auf ihn zu. Er hat niemals Wert auf Pomp und Prunk gelegt. Irdische Güter hatten für ihn keine große Bedeutung. Jesus war auch gegen jede Form von Gewalt. Er hat nicht mal vom Recht auf Notwehr Gebrauch gemacht, als die Pharisäer ihn verhaften ließen. Im Gegenteil hat er Petrus sogar davon abgehalten ihn mit dem Schwert zu verteidigen. Seine Botschaft war die Botschaft des Friedens.

Rund 500 Jahre später kommt es dann dazu, dass Jesus auf einem Esel in Jerusalem einzieht. Einige seiner Anhänger, vor allem die, die kurz zuvor die Auferweckung des Lazarus erlebt hatten, erhofften sich von ihm die Befreiung von der Römerherrschaft. Sie begleiteten seinen Einzug mit Hosianna rufen. Der Jubelruf „Hosianna“ kommt vom hebräischen „Hoschia Na“ und bedeutete ursprünglich „Hilf doch“. Der Ausdruck ist auch sprachlich verwandt mit  der hebräischen Form des Namens von Jesus „Jehoschua“, was so viel wie „JHWH ist Rettung“ bedeutet. Das kann man so deuten, dass Jesus Christus die Rettung durch JHWH, also durch Gott, den Herrn ist.
Nur hat diese Rettung nichts mit militärischer Macht zu tun. Das wird auch beim Einzug von Jesus in Jerusalem deutlich. Auf einen unbeteiligten Beobachter, der vielleicht schon mal einen prächtigen Triumphzug eines römischen Feldherrn gesehen hatte, musste der ganze Aufzug eher lächerlich wirken. Man könnte das mit den ersten Karnevalsumzügen im Rheinland vergleichen, bei denen ja auch das französische Militär verspottet wurde.

Die begeisterten Anhänger von Jesus störte das weniger. Matthäus gab ja unumwunden zu, dass das alles nur geschah, damit das Prophetenwort von Sacharja erfüllt wurde. Für sich allein genommen war das natürlich ein schwaches Argument, dass Jesus damit eine Vorhersage über den Messias erfüllte. Aber das war ja nur eine von 332 Vorhersagen, die Jesus alle erfüllte, also nur ein Mosaiksteinchen in dem großen Gesamtbild von Aussagen über den Messias.  
Für die römische Besatzung war es jedenfalls kein Grund zur Beunruhigung. Und eine Woche später hatte sich das ja auch mit der Kreuzigung von Jesus scheinbar erledigt. Wenn Jesus der von Sacharja angekündigte König ist, war er jedenfalls nicht der strahlende Anführer eines pompösen Heeres, das die Römer vertrieb.

Dieser König, der da auf einem Esel in Jerusalem einreitet ist der Friedensfürst. Frieden ist schon seit Jahrtausenden die Sehnsucht vieler Menschen, auch wenn sie meistens nicht wissen, wie sie ihn erhalten können. Diese Sehnsucht kommt auch in dem romantischen Lied „Stille Nacht, heilige Nacht“, zum Ausdruck. Es wurde am 24. Dezember 1818 zum ersten Mal aufgeführt und hat sich seit dem zu dem vermutlich bekanntesten Weihnachtslied der Welt entwickelt, weil es zu allen Zeiten eine besondere Wirkung auf Menschen hatte. Mich hat besonders beeindruckt, dass am 24.Dezember 1914, im 1. Weltkrieg deutsche, britische, belgische und französische Soldaten spontan über alle Feindschaft hinweg gegen alle Befehle der militärischen Führung, einen nicht autorisierten Waffenstillstand schlossen und  gemeinsam dieses Lied sangen. An einer 800 km langen Front, von der Nordsee bis an die Grenze zur Schweiz war auf einmal Waffenruhe. In manchen Frontabschnitten hielt die sogar wochenlang an. Es gilt auch heute noch für viele Menschen, dass man wenigstens an Heilig Abend eine besondere Verpflichtung zum Frieden spürt.

Der Hilfspfarrer Joseph Mohr hat den Text dieses Liedes 1816 verfasst und zwei Jahre später den Dorfschullehrer Franz Xaver Gruber gebeten es zu vertonen. Am 24.12.1818 haben die beiden es zum ersten Mal aufführt. Dabei haben sie sicherlich nicht an militärische Konflikte gedacht, die es zu diesem Zeitpunkt auch nicht gab. Es war vielmehr als Trostlied und Aufmunterung gedacht, um den Menschen über die Sorgen und Nöte des Alltags hinweg zu helfen. Diese Wirkung hatte es damals und hat es noch heute.
Aus heutiger Sicht mag die erste Strophe etwas kitschig erscheinen. Damals, in der Epoche der Romantik, drückte sie die Sehnsucht nach Ruhe und Frieden aus. Das Bild eines friedlich schlafenden Babys unter der liebevollen Aufsicht seiner Eltern war der Inbegriff von Glück und Zufriedenheit. In den nächsten beiden Strophen beschreibt Mohr, dass wir diesen Frieden allein der Liebe und der Gnade Gottes verdanken. In der vierten Strophe wird dann gesagt, dass Jesus nicht nur unser Bruder ist sondern die ganze Welt einschließt. In den letzten beiden Strophen sagt Mohr, dass das alles schon seit jeher von Gott so geplant war um uns mit ihm zu versöhnen und dass dies zuerst den einfachen Hirten verkündet wurde.

Uns mit Gott zu versöhnen, dazu ist Jesus in die Welt gekommen und deshalb feiern wir jedes Jahr seinen Geburtstag als den Tag unserer Rettung. Und weil das so wichtig ist, bereiten wir uns in der Adventszeit vier Wochen lang darauf vor. So war es wenigstens ursprünglich mal gedacht. Die Farbe Lila des Antependiums erinnert noch daran. Es ist die Farbe der Buße, also der Umkehr zu Gott.
Still werden vor Gott, auf sein Wort hören und sich wieder bewusst machen, dass wir ganz von seiner Gnade und Liebe abhängig sind, ist der eigentliche Sinn der Adventszeit. Dieses Bewusstsein ist uns im Laufe der Jahre nämlich weitgehend abhanden gekommen. Wir haben die Straßen, und Plätze und unsere Häuser festlich geschmückt mit Millionen von glitzernden Lichtern und darüber vergessen, warum wir das getan haben.  Hinter dem ganzen Lichterglanz ist das eigentlich wichtige Licht, die Osterkerze kaum noch zu erkennen. Sie ist das Symbol für den auferstandenen Jesus Christus und die Vollendung seiner Rettungstat, die an Weihnachten mit seiner Menschwerdung begonnen hat. Weihnachten und Ostern bedingen einander. Ohne Weihnachten gäbe es kein Ostern und ohne Ostern wäre Weihnachten sinnlos.

Wer also ist es, dessen Ankunft wir erwarten? Es ist der vom Herrn geschickte Retter, der durch sein Leiden und Sterben uns aus der Macht des Bösen befreit hat und uns den wirklichen Frieden bringt, den Frieden mit Gott.

„Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit."

Damit ist die Tür zu unserem Herzen gemeint. Der König der kommt, will in unser Herz einziehen und in unserem Herzen Frieden stiften.

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft möge unsere Herzen und Sinne bewahren in Jesus Christus.
Amen.

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