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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, SPEICHER (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Tischrede am Gründonnerstag

Predigttext    1. Korinther 11, 23-26
23 Denn ich habe von dem Herrn empfangen, was ich euch weitergegeben habe: Der Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, 24 dankte und brach's und sprach:

Das ist mein Leib für euch; das tut
zu meinem Gedächtnis.

25 Desgleichen nahm er auch den Kelch
nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch
ist der neue Bund in meinem Blut; das tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis. 26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.
Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Geschwister,

als Predigttext lesen wir einen sehr vertrauten Bibelabschnitt:

Im 1. Korinther 11, 23-26 schreibt Paulus (siehe oben).

Ich weiß schon, vielen ist hier die Übersetzung „Testament“ vertraut. So sagen wir ja auch „Neues Testament“ und „Altes Testament“. Und in der Regel denken wir dann, dass da jemand sein Vermächtnis verändert hat. Testament steht für die Regelungen, die jemand trifft, bevor er stirbt. Und manchmal gibt es dann Erbstreitigkeiten. Mit all dem hat das Wort, das Luther mit „Testament“ übersetzte, herzlich wenig zu tun.

Denn in Wirklichkeit geht es in diesem Bibelabschnitt und auch, was die Bedeutung unserer beiden Bibelteile angeht, um einen Bund, um ein Bündnis.

Das kennen wir aus anderen Zusammenhängen. Ein Bündnis gehen – dies als Special für Karl-May-Leser – Winnetou und Old Shatterhand ein. Sie werden Blutsbrüder. Eine Ehe ist ein Bündnis; die Taufe und die Konfirmation (bzw. Firmung) übrigens auch. Weil Gott mit uns ein Bündnis eingeht – was Paulus hier betonen möchte – müsste man auch von den beiden Bibelteilen als von dem „alten Bund“ und dem „neuen Bund“ reden – wodurch der alte nicht überholt oder überboten ist. Wohl deshalb reden manche auch vom „ersten und zweiten Bund“.

Vom Kreuz, das in christlichen Kirchen eine dominierende Rolle spielt, hat Jesus kaum geredet, vom Essen hingegen schon. Und nicht nur das; er hat gerne gegessen. „Fresser und Weinsäufer“ nannte man ihn gar!
Und so ist es ein besonderes Essen im Rahmen der Pesachliturgie, in dem sich Jesus von seinen Freunden verabschiedet. Doch vorher schließt er noch einen Bund mit ihnen, indem er das Passahbrot und einen der Passabecher auf sich selber und sein nahe bevorstehendes Leiden und Sterben hin deutet.

Jesus schließt einen Bund, ein vollkommen einseitiges Bündnis. Bibelleser werden an Abraham denken, mi dem Gott ebenfalls einen betont unilateralen Bund schließt. Er hält den Abraham sogar ganz bewusst zurück, dass er sich nicht anmaßen kann, er würde bei diesem Bündnis mit Gott auf einer Stufe stehen.

Und dann geht Gott selbst in Form eines großen Feuerofens durch mehrere Tierhälften hindurch. Ein blutiger Bund – wie der am Kreuz über 1000 Jahre später!

Denn ebenso sieht Paulus diesen Jesus-Bund: Jesus geht ans Kreuz. Gott bestätigt diese Ersatzhandlung des Leidens, indem er ihn zu Ostern auferweckt. Und zuvor schon setzt der Sohn Gottes ein Mahl ein, das Christen bis heute - mehr oder weniger real oder symbolisch – miteinander feiern.

Ein gutes Bündnis braucht nämlich Zeichen. Es gibt Eheringe und Taufkerzen und Urkunden und Erinnerungsfotos und Spatenstiche und und und. Die helfen uns, uns zu erinnern und uns und einander zu vergewissern.

So auch hier. Brot und Wein als Bundeszeichen. Diesen Bund müssen wir nicht erneuern; wir sollen ihn allerdings immer wieder feiern, um uns zu erinnern, um ihn zu bekräftigen und – im besten Falle – zu erleben, dass wir Gemeinschaft mit Jesus als dem Stifter des Bundes und miteinander haben. Er ist ja auch sonst gegenwärtig – und doch in diesem Bundesmahl auf ganz besondere Weise.

Leider hat in unserer Kultur das Miteinanderessen keine solche Bedeutung wie im Orient. Da schreibt jemand in einer Zeitschrift: „Wie krank die Frau war, die ich besuchte, zeigte sich drain, dass sie mir keinen Tee anbot!“ Das ist solo selbstverständlich, dass das Fehlen der Gastfreundschaft auffällt. Jemand, der das vergisst oder sein lässt, muss schon krank sein. (Oder böse – denn das gibt es auch in den Evangelien!)

Leider hat das Miteinanderessen in den vergangenen Monaten vielerorts coronabedingt seinen Tiefpunkt erreicht. Sein Bund aber gilt. Nach wie vor. Er reicht mir die Hand (auch wenn ich das nicht sehen kann) Er lädt uns ein, einander die Hand zu reichen. Und wenn ich Jesus richtig verstehe, können wir gerade darin auch seine Hand erkennen.

Genau dazu lädt er uns ein, wann und wo immer wir mit andern gemeinsam das Bundesmahl feiern. Sein Bündnis ist unauflöslich.

Doch freut er sich, wenn wir es leben, wen wir in der Gewissheit aufstehen und zu Bett gehen, dass dieses Bündnis Bestand hat und mein Leben trägt.

Er freut sich, wenn wir Menschen in diesen Bund hinein einladen, mit denen wir sonst nicht das Brot oder den Tisch oder auch nur ein wenig von unserer Zeit teilen würden. Natürlich dürfen da auch Menschen dabei sein, mit denen wir ohnehin gerne zusammen sind.

Das Besondere aber ist, dass dieses Bündnis Menschen aller Herren Länder umschließt, Alte wie Junge, Männer und Frauen, Bitterarme ebenso wie Steinreiche.

Allerdings war genau das in Korinth ein Problem. Die Armen kamen erst zur Agapefeier (wir würden das heute wohl eine ausführliche Abendmahlsfeier kombiniert mit einem „echten“ Essen nennen), als die Reichen schon längst satt waren und nichts mehr übrig gelassen hatten.

Die einen kamen müde spät von der Arbeit, die anderen genossen mehr oder weniger von morgens bis abends den Müßiggang.

Und Paulus leidet unter dieser Gemeinde. Viele meinten, wenn Jesus sie einmal angenommen und erlöst hätte, könnten sie (wieder) tun, was sie wollten ohne dass das eigene Heil in irgendeiner Weise infrage gestellt würde. Und was sei wollten - das unterschied sich kaum von dem, was sie vor ihrer Begegnung mit Jesus gewollt und getan hatten - bis dahin, dass manche gar Bordelle besuchten und andere übervorteilten.

Paulus wird nicht müde zu betonen, dass der Jesusbund Folgen für das praktische Leben hat. Dass sein Bündnis mitten in den Alltag hineingehört. Und sobald ich diesen Bund an mir geschehen lasse, müsste ich eigentlich jeden Satz, jede Tat, jeden Gedanken vor dem Heiligen Gott auf den Prüfstand stellen – ohne dass das Krampf wird, einfach nur aus Liebe.

Denn es ist im Grunde ein Liebesbündnis, das in der Bibel auch mit der Ehe verglichen wird. Abendmahl feiern heißt, sich Gott Liebe gefallen zu lassen. Und diese Liebe hat Folgen. Dass dies mitten im Alltag anfängt und ebendort aufhört, zeigt auch das Bild auf der Vorderseite.

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! (Amen)

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